Das Bild zeigt PHK'in Anne Dicks mit einem kleinen afrikanischen Jungen.
Update aus Afrika
PHKin Anne Dicks mit ihrem zweiten Bericht aus dem Südsudan über Moskitos, Schlangen und ihre Arbeit
Anne Dicks

Es ist unglaublich, aber ich bin jetzt schon 7 ½ Monate in der Mission. Es sind also nur noch gute 4 Monate, und das Jahr ist schon wieder vorbei. Allerdings wird derzeit darüber nachgedacht unsere Zeit hier um etwa 2 Monate zu verlängern, damit wir die neuen deutschen Kollegen, die unsere Arbeit weiterführen werden, vernünftig einarbeiten können.

Train the Trainer

Mein letzter Turn in Juba war sehr lang (11 Wochen) und stand wieder ganz im Zeichen von Training.

Wir haben auch weiterhin das Training mit der südsudanesischen Polizei durchgeführt, einen ”(Sexual Gender Based Violence) Train the Trainer” Kurs mit der Nepalesischen FPU (Formed Police Unit), in etwa wie Einsatzhunderschaft bei uns, entwickelt und durchgeführt sowie ein Self- Defense Training mit den Frauen im Camp am “International World Women’s Day”.

Insbesondere das Training mit den Nepalesen war ein voller Erfolg und das nicht nur weil wir jeden Tag von ihnen zum Essen eingeladen wurden und es tatsächlich Vanilleeis als Nachtisch gab.  Auch das Self- Defense Training hat großen Anklang, so dass wir dieses jetzt auch- im Rahmen unserer knappen Zeitgestaltung- weiterführen möchten.
 

Joint Patrols

Unser größtes Projekt war allerdings alles rund um JIP (Joint Integrated Patrols/ Police). Diese Joint Patrols setzten sich zusammen aus Polizisten, die der Partei des Präsidenten angehören, sowie Polizisten der “gegnerischen” Partei der Rebellen. Der 2015 abgeschlossene Friedensvertrag sieht vor, dass nicht nur die Regierung wieder zusammengeführt wird (der ehemalige Vize Präsident/Rebellenführer ist jetzt wieder eingesetzt) sondern auch, dass die Polizei zusammengeführt wird und ein gemeinsames, starkes Bild nach außen abgibt. In einem Land, in dem der Rachegedanke eine ziemlich große Rolle spielt, könnt ihr euch vorstellen das es nicht einfach wird diese beiden Gruppen zusammen zuführen.

Aus diesem Grund hat die UN rund 150 Trainer aus der ganzen Welt eingestellt, um diese Aufgabe zu bewältigen. Im “ersten Schritt” sollen so ca. 3000 Polizisten beider Parteien gemeinsam trainiert werden. Hier gibt es neben Unterbringung, möglicher Bewaffnung, Ausbildungsstand (manche sind keine ausgebildeten Polizisten sondern gehören dem Militär an) noch viele weitere Ungereimtheiten und Probleme. Wir haben nun die ersten 20 Trainer in unserem “Gender” -Bereich sowie in Community Policing und Trust- and Confidencebuilding trainiert und sensibilisiert. Sie bekamen Ideen und Material für das Training mit auf den Weg und wir haben ihnen unsere Erfahrungen aus dem Training mit der südsudanesischen Polizei geschildert. Natürlich werden wir sie auch bei der Ausarbeitung ihres Trainings unterstützen und wahrscheinlich selber einige Trainingsparts übernehmen. Derzeit wartet also alles auf den Startschuss für das JIP Training.
 

Besuch aus Deutschland und Medal Parade

In den letzten Wochen erhielten wir zweimal “Besuch” aus Deutschland. Die erste Delegation bestand aus Vertretern des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam sowie des BMI in Berlin und die zweite Delegation bestand aus Trainern für Vorbereitungstrainings für Auslandsmissionen aus Brühl. Diese “Reisen” in die Missionsgebiete dienen der Informationsbeschaffung für Deutschland. So soll z.B. das Training regelmäßig auf den aktuellen Stand gebracht werden.

Leider gestaltet sich die Umsetzung unseres Projekts “ Survivor Support Room” etwas schwierig. Die Missionsleitung hat noch immer nicht ihr ok gegeben und ständig neue Fragen. Dabei möchten wir einfach nur einen Container nahe unserem Bürogebäude haben, um Opfern von (hauptsächlich sexueller) Gewalt einen ersten Zufluchtsort zu bieten und eine angenehme Umgebung schaffen, in der sie vernommen und untersucht werden können. Aber wir bleiben dran! Zumal im Grunde alle von der Idee begeistert sind!

Anfang März fand unsere Medalparade statt. Wir hatten uns entschieden, diese im kleinen Rahmen in der deutschen Botschaft durchzuführen. Da zur gleichen Zeit die neue Leiterin der AGIPM (Arbeitsgruppe internationale Polizeimissionen, Bundespolizeipräsidium Potsdam) in Juba war, haben wir unsere Medal von ihr und dem Stellvertreter des deutschen Botschafters überreicht bekommen. Nach dem offiziellen Teil fand noch ein gemeinsames Essen in der Botschaft statt. Wir haben einen schönen Nachmittag dort verbracht. So eine UN Medaille zu bekommen ist schon etwas Besonderes. Leider ist es ja bei uns zuhause nicht üblich solche Abzeichen zu tragen. Die Kollegen aus anderen Ländern sind zum Teil vollgepackt mit Anstecknadeln. Das sieht schon gut aus.
 

Der Pat's Run

Nebenbei haben wir ab und zu noch Zeit, etwas für einen guten Zweck zu tun. So sind wir mit einigen Kollegen Ende April den “Pat’s Run” gelaufen. Das ist ein Charity- Lauf, der auf der ganzen Welt durchgeführt wird (hauptsächlich in den USA). Wenn man sich dafür anmeldet, spendet man automatisch an die Pat Tillman Stiftung. Pat Tillman ist in Afghanistan gefallen, und da sehr wenig für die Hinterbliebenen gesorgt wurde, rief man diese Stiftung ins Leben. Das Geld, das durch Spenden zusammen kommt, geht an Hinterbliebene von getöteten Soldaten oder Polizisten im Ausland. Eine Kollegin der US Army hat den Pat’s Run zum ersten Mal im Südsudan organisiert und natürlich waren wir dabei!

Inzwischen hat hier die Regenzeit begonnen bzw. sie ist in vollem Gange. Selten haben wir Tage, an denen es nicht regnet. Glücklicherweise regnet es immer nur 1- 2 Stunden am Tag und meistens nachts. Da es trotzdem noch sehr heiß ist, trocknet alles recht schnell wieder. Allerdings wissen wir von den Kollegen, die schon länger hier sind, dass es noch heftiger wird und dass es Tage/Wochen geben wird, in denen der Boden matschig bleibt. Regen bedeutet hier nämlich nicht Regen wie zu Hause. Es schüttet und das mindestens eine Stunde lang! Die Regenzeit hat positive und negative Effekte. Während wir hier auf einmal Pflanzen (richtig schöne bunte Blumen) haben und alles grün und bunt ist, haben wir aber auch die Moskitos zurück und sehen auf einmal (zum Glücke bisher nur tote) Schlangen hier rumliegen. Auch Warane haben wir schon entdeckt- ist ja irgendwie spannend, aber Schlangen muss ich einfach nicht haben- und Malaria übertragende Moskitos erst recht nicht!
 

Ein paar Fotos habe ich natürlich auch wieder für euch …

erster Bericht aus Afrika

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110