Von Anfang August 2018 an war ich für ein Jahr für das German Police Project Team (GPPT) in Afghanistan/ Kabul und bin nun wohlbehalten zurück.
Von meinem ersten Wunsch, dem folgenden Auswahlverfahren und der Vorbereitung in Deutschland bis zur Ausreise dauerte es, auch auf Grund einer Verletzung meinerseits, fast zwei Jahre.
Nachdem man in den Nachrichten zuvor immer wieder nur von Anschlägen in Kabul gehört hatte, landete ich am 08.08.18 fünfzehn Stunden nach der Abfahrt zuhause frühmorgens am Hamid Karzai International Airport (HKIA) in Kabul. Dort wurde ich direkt am Kofferband von den Kollegen abgeholt und zur Unterkunft in das Green Village (GV)gebracht.
Das GV ist ein besonders gesichertes internationales Lager, Einwohner sind internationale Sicherheitsunternehmen, das World Food Programm (WFP), Berater der UN und aus Deutschland die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das GPPT.
Das GPPT sind deutsche Kollegen von Bund- und Länderpolizeien aus den unterschiedlichsten Dienststellen. Über die Jahre des Einsatzes in Afghanistan hat sich das GPPT von einer Ausbildungsmission zu Beginn zu einer reinen Beratungsmission heute entwickelt.
Ich war dort als Berater für die afghanische Grenzpolizei (ABP) eingesetzt. Beraten haben wir den verantwortlichen General für ganz Afghanistan sowie den General des HKIA.
Ein typischer Termin sah so aus, dass wir uns mit unserem Local Advisor (LA, früher Dolmetscher genannt) abgesprochen haben, dieser den Termin bestätigte und wir uns dann ca. eine Stunde vorher auf den Weg gemacht haben. Jede Bewegung außerhalb des GV fand dabei immer mit G36 und P99 bewaffnet und durch Plattenträger und gepanzerten Jeep geschützt statt.
Nach einleitenden Worten und dem obligatorischen Tee ging es dann meist um Probleme der ABP bei Ausstattung und Ausbildung. Um die afghanische Polizei zu unterstützen wurden durch uns Projekte die nach dem Schema: Beratung Ausstattung und Training aufgebaut waren durchgeführt.
So habe ich unter anderem gemeinsam mit dem für das Hundewesen der Grenzpolizei verantwortlichen afghanischen Major eine Hundezucht für Sprengstoff- und Drogenspürhunde aufgebaut. Der Bedarf an Diensthunden ist dort enorm, die im Stellenplan vorgesehenen 120 Hunde reichen bei weitem nicht aus und aktuell sind davon auch nur noch 35 vorhanden. Mit Beratung durch die einzige polizeiliche Diensthundezucht in Deutschland in Schloss Holte-Stukenbrock wurde die bestehende Zwingeranlage leicht umgebaut und es wurden zwei weibliche Hunde angekauft. Nach meiner Ausreise kamen dann die ersten 8 Welpen auf die Welt.
Die werden jetzt durch die Afghanen mit deutscher Unterstützung aufgezogen und ausgebildet um dann die Flughäfen und Grenzübergänge sicherer zu machen. Den Wert der Hunde hat selbst die Gegenseite erkannt, so wurden beim Überrennen eines Kontrollpunktes zwei Hunde entführt für die jeweils 10.000 USD Lösegeld verlangt wurden. Einer der Hunde wurde durch den afghanischen Geheimdienst wieder befreit und ist erneut im Dienst.
Das ist nur eine kleine Geschichte von dem, was ich in dem Jahr in Afghanistan erlebt habe, die Zeit in Kabul verging wirklich schnell. Und trotz der permanenten Gefährdung dort vor Ort, würde ich wieder gehen. Rückblickend gesagt hat mich das Jahr in Kabul gelassener gegenüber den „kleinen" Problemen hier in Deutschland gemacht.
Auf Fragen von Familie und Kollegen nach meiner Sicherheit habe ich immer geantwortet, dass ich dort gut ausgestattet bin und jede Bewegung außerhalb des Camps gut geplant und vorbereitet ist. Wohingegen wenn wir hier im Dienst nach einem Notruf irgendwo hinfahren, niemand genau weiß, was einen erwartet. Und auch wenn ich jetzt hier oben auf der Leitstelle sicherer bin, so gilt das Motto aus dem Ausland „Stay safe" umso mehr auch für uns alle hier.