Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen hat das sechste Lagebild zu Clankriminalität vorgelegt. Innenminister Herbert Reul hat die Ergebnisse am Donnerstag in Düsseldorf vorgestellt. 2023 hat die Polizei insgesamt 7.000 Straftaten von kriminellen Clanmitgliedern, unter anderem durch Kontrollmaßnahmen, registriert. Das ist eine Zunahme von knapp sieben Prozent zum Vorjahr. Im vergangenen Jahr hat die Polizei Nordrhein-Westfalen insgesamt 423 Razzien gegen Clankriminalität durchgeführt. Rund eine Million Euro wurden in Strafverfahren abgeschöpft.
Innenminister Herbert Reul: „Nordrhein-Westfalen ist schon länger ein ungemütliches Pflaster für Clankriminelle. Wenn wir über Clankriminalität reden, reden wir nicht nur über Kleinkriminalität, sondern auch über schwere und Organisierte Kriminalität. Mit Nadelstichen, mit zusammengeschobenen Schreibtischen verschiedener Behörden und dem follow-the-money-Ansatz fahren wir gut. Wir gehen den Leuten gehörig auf den Zeiger und ärgern da, wo illegale Geschäfte gemacht werden sollen. Der Kampf gegen Clankriminalität ist noch nicht gewonnen. Wir machen weiter.“
Im vergangenem Jahr hat die Polizei Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern an die tausend Objekte kontrolliert. Dazu zählten Shisha-Bars, Gaststätten und Spielstätten für illegales Glücksspiel. Die Polizei hat über 600 Strafanzeigen geschrieben und über 1.000 Verwarngelder verhängt. Die zuständigen Behörden haben 225 Objekte geschlossen.
Etwa ein Drittel der erfassten Taten, die von Clankriminellen begangen wurden, waren Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit [2.145]. Das ist weiter das größte Kriminalitätsfeld im Bereich Clankriminalität. In knapp 1.500 Fällen ging es um Körperverletzung. Er-fasst sind davon aber auch zum Beispiel Raub, Nötigung oder Erpressung. Drogendelikte machen rund acht Prozent [579] der Straftaten aus, die der Clankriminalität zugeordnet werden. Bei etwa 15 Prozent [1.099] der Taten handelte es sich um Vermögens- oder Fälschungsdelikte. Von den 7.000 Taten sind rund 1.200 Taten dem Bereich der Schweren Kriminalität zuzuordnen. Das waren Fälle wie gefährliche Körperverletzung, Raub oder Schutzgelderpressung. Zehn Tötungsdelikte werden dem Bereich Clankriminalität zugeordnet. Im vergangenen Jahr konnten etwa 4.200 Tatverdächtige mit Bezug zur Clankriminalität ermittelt werden. Etwa fünf Prozent sind Mehrfachtatverdächtige [216], die für etwa ein Drittel [27 Prozent] der Taten verantwortlich sind.
Das Landeskriminalamt wertet das Phänomen Clankriminalität mit einer namensgebundenen Recherche aus. Das Lagebild basiert auf erfassten Straftaten, die von Tatverdächtigen mit einem von den Ermittlungsbehörden als relevant definierten Familiennamen begangen wurden. Die Basis dieser Liste mit relevanten Familiennamen ist eine aktuelle Einschätzung der regionalen Analyse- und Auswertedienststellen für Organisierte Kriminalität in Nordrhein-Westfalen. Im Lagebild werden ausschließlich kriminelle Angehörige türkisch-arabischer Großfamilien erfasst, sofern Bezüge zum Libanon oder zur Bevölkerungsgruppe der Mhallamiye vorliegen. Auf dieser Grundlage wurde die Namensliste im aktuellen Lagebild um zwei neue Familiennamen ergänzt. Insgesamt werden hier nun 118 Familiennamen erfasst.
Das Landeskriminalamt erstellt seit 2018 jährlich das Lagebild Clankriminalität.