Unter Leitung der bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW) führt das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW), Abteilung 1, Dezernat 11 seit März 2019 die Ermittlungskommissionen "Alleanza" sowie "Blanko" mit dem Ziel, Strukturen der italienischen organisierten Falschgeldkriminalität aufzubrechen.
Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen rund 80 Beschuldigte im In- sowie europäischen Ausland und wird aufgrund der kriminalpolitischen Bedeutung mit Fördermitteln der Europäischen Kommission (ONnet) unterstützt.
Im Fokus des Verfahrens steht ein in Düsseldorf wohnender 56 jähriger italienischer Staatsangehöriger aus dem Raum Neapel. Dieser steht im dringenden Verdacht, gewerbsmäßig und in hochprofessioneller Art und Weise Handel mit inkriminierten Gütern aller Art (darunter Falschgeld, Kokain, Marihuana, Fahrzeuge und gefälschte amtliche Dokumente) getrieben und Betrugsstraftaten begangen zu haben. Für Teile seiner "Geschäfte" - insbesondere den Handel mit Falschgeld, gestohlenen oder betrügerisch erlangten Fahrzeugen und gefälschten Dokumenten - hatte sich der Hauptbeschuldigte nach derzeitigem Stand der Ermittlungen mit zwei in Neapel aufhältigen Tatverdächtigen zusammengeschlossen. Diese beschafften die inkriminierten Waren und ließen sie nach Deutschland transportieren, während der Hauptbeschuldigte gleich einer "Vertriebsstelle für Deutschland" die Weiterverkäufe organisierte. Die in Neapel aufhältigen Personen haben nach derzeitigem Erkenntnisstand Bezüge zur neapolitanischen Mafia (Camorra).
Im Verlauf des Verfahrens konnten unter anderem mehrere inkriminierte Fahrzeuge, falsche Passpapiere, gefälschte Führerscheine, inkriminierte Fahrzeugbriefe, nicht geringe Mengen Kokain, eine Schusswaffe und etwa 160.000 EUR qualitativ sehr hochwertigen Falschgeldes sichergestellt werden. Bereits ein halbes Jahr nach der erstmaligen Ausgabe der neuen 100 Euro-Schein-Serie durch die Europäischen Zentralbank im Mai 2019 konnte im Rahmen der Ermittlungen der EK Alleanza der erste gefälschte 100 Euro- Schein dieser Serie in ganz Europa sichergestellt werden. Dies zeigt die hohe Professionalität der organisierten Geldfälschung aus dem Raum Neapel. Über die Ermittlungen konnten zudem weitere Beschuldigte in Italien identifiziert werden, die ebenfalls dem Umfeld der Camorra zugerechnet werden. Die inkriminierten Fahrzeuge wurden unter anderem an Abnehmer, welche der organisierten Kriminalität in Frankreich und Belgien zugerechnet werden, veräußert. Teilweise wurden die Fahrzeuge aber auch mit gefälschten italienischen Dokumenten bei den Straßenverkehrsbehörden in NRW zugelassen. Im Laufe der Ermittlungen ergab sich ferner der Verdacht der bandenmäßigen Steuerhinterziehung gegen Abnehmer der von dem 56-jährigen weiterverkauften Kraftfahrzeuge. Die Ermittlungen dazu werden in enger Zusammenarbeit mit der beim LKA NRW eingerichteten Task-Force, bestehend aus Polizei, Steuerfahndung und Justiz geführt.
In Neapel arbeiten die ZeOS NRW und das LKA NRW mit der Staatsanwaltschaft Neapel sowie der Guardia di Finanza zusammen. Europol hat im Verfahrensverlauf die gemeinsamen Ermittlungen mit Fachexpertise und durch die Steuerung und Auswertung von Informationen unterstützt.
Am 20.05.2021 folgten mit den italienischen Partnern abgestimmte zeitgleich durchgeführte Exekutivmaßnahmen in Nordrhein-Westfalen und Neapel. In NRW wurden 18 Objekte in Düsseldorf, Lüdenscheid, Dormagen, Kaarst, Neuss, Bonn, Mönchengladbach durchsucht. An den Durchsuchungen in Neapel sind Polizeibeamte des LKA NRW beteiligt gewesen.
FestnahmenRatingen: 62-jähriger italienischer Staatsangehöriger mit Geburtsort Sizilien
Düsseldorf: 56-jähriger italienischer Staatsangehöriger
Düsseldorf: 62-jähriger deutscher Staatsangehöriger
Düsseldorf: 50-jähriger italienischer Staatsangehöriger aus Neapel und Durchsuchung.
Bei den Durchsuchungen wurden 45.000 Euro gesichert, zahlreiche IT-Asservate und Buchhaltungsunterlagen sichergestellt, die noch ausgewertet werden müssen.
Die Ermittlungen dauern an.
Staatsanwaltschaft Düsseldorf
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