Die 2019 in Selm eingerichtete Ausstellung „UnRecht & Ordnung“ vollzieht den Weg der deutschen Polizei im 20. Jahrhundert nach. Der Versuch, eine demokratische, republiktreue Polizei zum Schutz der Weimarer Republik zu formen, scheiterte am Ende – wie die erste deutsche Demokratie insgesamt. Den Nationalsozialisten galt die noch föderal organisierte Polizei als erstes Ziel. Wer die Straße kontrolliert, kontrolliert den Staat, so das Kalkül. Großen Widerstand gegen den neuen Dienstherrn gab es aus Reihen der Polizisten keinen. Insbesondere viele aufstiegsbewusste Polizeioffiziere hatten ihre richtiggehend militärische Standesehre nie zugunsten einer Bürgerpolizei abgelegt.
Von da an führte zwar kein gradliniger und folgerichtiger Weg zur Beteiligung der Polizei am Zweiten Weltkrieg. Den NS-Machthabern war die der Polizei zugedachte Rolle für diese Zeit dennoch von Anfang an klar. Nicht nur wurde sie zu einem Instrument der Repression unliebsamer Bevölkerungsteile, ihre Remilitarisierung bereitete sie vor auf den Kriegseinsatz.
Neben dieser grundlegenden, historischen Darstellung, bilden die 10 exemplarischen Biographien und Karrierewege von Polizisten in der Zeit des Dritten Reichs den Kern der Ausstellung. Darunter finden sich solche von nachweislichen Kriegsverbrechern wie auch die von Karrieristen und Opportunisten und ebenso Widerständlern und Verfolgten. Ihre Geschichten werden entlang der Frage nach „polizeilicher Macht und persönlicher Verantwortung“ erzählt.
Überhaupt, der rote Faden der polizeilichen Macht und persönlichen Verantwortung wirft die für heute so relevanten Fragen auf, die die Ausstellung zu thematisieren Anlass gibt: Wodurch werden Demokratien gefährdet?, Welche Rolle spielt die Polizei in unterschiedlichen Systemen?, Was sind Arten des Umgangs mit Machtwechseln im Beamtentum? Solche Fragen sind leichter gestellt, als eine Antwort darauf gefunden. Umso wichtiger, sie zu diskutieren.
Bei Interesse an einer geführten Besichtigung und/oder einer anschließenden Seminareinheit steht das TD 34.4 des LAFP NRW (Zentrum für ethische Bildung und Seelsorge) gerne zu Ihrer Verfügung. Die Kontaktdaten finden Sie oben rechts.
Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie auf unserer Themenseite "Polizeigeschichte".