Un grand Bonjour du Mali

Un grand Bonjour du Mali Formed Police Unit
Un grand Bonjour du Mali
Un grand Bonjour du Mali
Kriminalhauptkommissar (KHK) Peter Sauermann, der normalerweise seinen Dienst als Kriminalbeamter im PP Köln versieht, reiste Ende Februar nach Mali aus. Dort unterstützt er für ein Jahr die UN Mission MINUSMA.
PP Köln / Peter Sauermann

Hier schildert er seine ersten Erlebnisse:

„Mittlerweile befinde ich mich seit 5 Wochen im Missionsgebiet und versehe hier meinen Dienst.

Mit diesem Bericht möchte ich die Gelegenheit nutzen, einen ersten Eindruck zu meinem Dienst für die UN im Mandatsgebiet zu vermitteln.

Was einem zuerst begegnet und sich auch nicht abschütteln lässt, ist die Hitze (durchgehend 42/43 Grad Celsius) und der allgegenwärtige rote Staub. Davon kann sich unser Außenminister heute auch ein Bild machen, der Gao, Bamako und auch meine Dienststelle besuchen wird.

An den meisten Tagen verträgt man die Hitze irgendwie, doch wirklich schlimm sind die Nächte, da die Temperatur im Zimmer nicht unter 35 Grad fällt und eine durchlaufende Aircondition trotz Zulagen nicht zu finanzieren wäre, da Strom hier sehr teuer ist.

Die ersten 2-4 Wochen verbringt man bei der UN mit "Induction", sprich der Einführung und einigen Trainings. Neben der Schieß- und Führerscheinprüfung hat man viele theoretische Trainingsanteile, die man zum Großteil auch schon in Deutschland behandelt hat.

Als deutscher Polizeibeamter muss ich wieder feststellen, wie auch früher schon im Kosovo, dass wir eine sehr gute Ausbildung erhalten haben und in allen Belangen im oberen Drittel mitschwimmen können.

Die Trainings finden sowohl in Englisch als auch auf Französisch statt. Es kommt darauf an, mit welcher Majorität man eingereist ist. Ich habe alle Trainings auf Französisch gemacht, weil ich mit Tunesiern, Ägyptern, Kamerunern und Guineern zusammen eingereist bin.

Andere Deutsche haben Trainings gemeinsam mit Finnen gemacht, die zum Teil gar kein Französisch sprechen.

Ein kleiner Ausflug zur Sprache: Wenn man in der UN- eigenen Verwaltung unterkommt, und dieser Anteil ist nicht klein, benötigt man, außer in Führungspositionen, nicht zwingend die französische Sprache. Wenn man jedoch, wie ich, mit der malischen Polizei zusammen arbeitet, ist es dringend erforderlich.

Insofern waren die Trainings, abgehalten in afrikanischem Französisch ein gutes Training für mich!

 

Die malische Bevölkerung empfinde ich als sehr freundlich und angenehm.

Wenn man auf sie zugeht, nehmen sie das sehr gerne an. Wir Deutschen genießen ein hohes Ansehen in Mali und gesamt Westafrika. Das ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass die französischen Ex-Kolonialherren nicht ganz so gut gelitten sind und auch nicht nur, weil wir als erstes Land die Unabhängigkeit Malis anerkannt haben. In erster Linie schätzen die Malier unsere zuverlässigen Produkte, die wir herstellen und die hier ihren Dienst verrichten. So wie unsere Produkte unauffällig, unaufdringlich und zuverlässig sind, so werden auch uns diese Prädikate zugestanden.

Jedes zweite Auto auf Malis Straßen ist ein alter Mercedes aus den 90ern oder früher, bevorzugt 190 D, bei den LKW ist der Anteil von alten Mercedes noch wesentlich höher.

Die Unterbringung erfolgt hier für die Kollegen/innen in den Regionen zunehmend in den "Supercamps" der UN (sprich wohnen im Container), weil es einfach zu gefährlich ist. Hier in Bamako wohnen wir noch in privat angemieteten Wohnungen, die man sich möglichst nah an der Arbeitsstelle sucht, weil der Verkehr hier ein Chaos ist und neben der Hitze und dem Staub am meisten Energie raubt.

Ich arbeite hier als Colocateur, praktisch als Verbindungsbeamter zur BIJ (Brigade d'Investigations Judiciares) und zur BIS (Brigade d'Investigations Speciales).

Die BIJ bearbeitet die gesamte Kriminalität für Bamako (2,7 Mio.) und die gesamten Bezirke im Umkreis, außer Kinder-, Jugend- und Frauenthemen. Ansonsten gibt es nur noch eine Spezialabteilung für die Bekämpfung von BTM Delikten.

Die BIS bearbeitet Terrorismus und ausgesuchte Schwerkriminalität.

Diese beiden Einheiten besuche ich täglich mit meinem kamerunischen Kollegen, was eminent wichtig ist, da ich über ihn einen ganz anderen Zugang erhalte. Wir stehen den malischen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite.

Auf Anfrage helfe ich auch gerne unserem STT (Specialized Training Team) aus, wenn es um Fragen der Organisierten Kriminalität und insbesondere den Umgang mit VE,SK, VP und Informanten geht.

Dazu sind der Kollege Volker Uhlemann (LR Rhein-Erft-Kreis) und ich sogar nach Timbuktu geflogen, um das Training vor Ort abzuhalten.

Der Verwaltungsaufwand, um einen UN Flug zu erhalten ist, glaube ich, mit wenig anderen administrativen Vorgängen weltweit vergleichbar. Das Beste daran ist, dass von 5 Verantwortlichen niemand weiß, wie es richtig geht und es immer ein bisschen Zufall ist, was nach Antragstellung dabei herauskommt.

Ich hatte z.B., trotz Hin-und Rückflug Buchung, nur einen Hinflug und kam später in arge Bedrängnis alles von Timbuktu aus zu erledigen, was das Ganze nicht einfacher macht.

Doch auch hier kann man wieder in Afrika lernen, zunächst funktioniert gar nichts und man ärgert sich über die Unfähigkeit, doch am Ende klappt es irgendwie doch.

Das ist Mission und das ist Afrika!

Gestern, am 03.04.2017, ist auf das Supercamp in Timbuktu, in dem wir vor Kurzem, während unseres Trainings dort, untergebracht waren, ein Raketen-/Mörseranschlag verübt worden. Bei diesem Anschlag wurden  9 ausländische Kollegen verletzt, 4 davon schwer und einer kam zu Tode. Dieser konnte bisher noch nicht identifiziert werden!!

Wir haben wirklich Glück, dort nicht untergebracht zu sein, wenn man dann noch bedenkt, dass uns pro Tag 31 USD von der UN in Rechnung gestellt wurden (ohne Verpflegung) und die Kollegen, die dort unter schwersten Bedingungen Dienst versehen monatlich 930 USD nur für Unterkunft in einem spärlich ausgestatteten Container ohne Nasszelle zahlen müssen.

Die Geschichte zur Verpflegung darf ich auch nicht unerwähnt lassen. Als wir von unserem tunesischen Verbindungsbeamten abgeholt und in unsere Container im Supercamp gebracht wurden, fragten wir nach der Verpflegung, die man bei der UN selbst zu regeln und zu bezahlen hat, doch gingen wir davon aus, dass es in dem riesigen Camp zumindest ein Restaurant oder eine Kantine gibt. Dies war jedoch weit gefehlt.

Auf Nachfrage, wie sich die Kollegen ernähren hieß es, die bringen es sich selbst mit. Die nächste Frage, wie wir an Essen kommen sollen, ohne Auto, die Stadt 7 km entfernt und die Strecke ein Ort ständiger Anschläge und Attacken, wurde mit einem Schulterzucken beantwortet!

 Gleiches Schulterzucken auch, wenn man erfahren möchte, wie bei einem maximalen Reisegepäck von 20 kg Gewicht neben Helm und schwere Schutzweste (18kg) auch noch Schulungsmaterial, Privatgepäck und Essen mit an Bord sollen… aber die Regularien müssen eingehalten werden…Kopfschütteln!

Welcome to Timbuktu!

Zum Glück haben wir abends weitere tunesische Kollegen getroffen, die ich aus der Einführungszeit kannte. Die haben uns sehr gastfreundlich aufgenommen und mitverpflegt.

Das Klima in Timbuktu ist übrigens nochmal eine andere Geschichte. Hier hat es zwar auch meistens 43 Grad, aber die Smog- und Dunstschicht aus Bamako fehlt, so dass einem gefühlt die Sonne das Hirn herausbruzzelt.

In der Nacht sacken die Temperaturen aber extrem ab und es wird endlich mal kalt!!!

 

Falls nach der 11 Uhr Pause bei den Trainings nur ein Viertel des Auditoriums schläft, ist das schon ein Erfolg.

Das muss man hier so hinnehmen. Gott sei Dank waren es auch nur 2-3 von 23.

Auf meine Frage, wo denn das Stadtzentrum sei, guckte man mich entgeistert an und antwortete: "Hier! Wir sind mitten drin."

Tja, das war leider wahr. Timbuktu heute hat leider nicht mehr viel mit der einstigen großen Kulturstadt und dem Ziel aller Karawanen zu tun.

 

Das soll es vorerst zu meinen ersten Wochen in Bamako gewesen sein. Ich werde in den nächsten Wochen erneut berichten."

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110