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Sicherung von digitalen Fahrzeugspuren
Fortschritt: "ProDigi" sichert digitale Fahrzeugspuren
Ein Rasercrash nach verbotenem Autorennen auf öffentlichen Straßen oder ein leichter Zusammenstoß nach einem Abbiegeunfall – die Schuldfrage lässt sich oftmals nur schwer beantworten. Mit der Sicherung von digitalen Fahrzeugspuren wird es in Zukunft leichter, Fahrlässigkeit oder Vorsatz nachzuweisen. Das von März 2017 bis Juni 2019 vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) NRW durchgeführte Projekt ProDigi bringt klare Fortschritte.
Projektgruppe ProDigi und Streife-Redaktion

Moderne Kraftfahrzeuge werden von einer Vielzahl von Fahrerassistenten unterstützt. Diese Assistenzsysteme hinterlassen bei einem Verkehrsunfall an der Unfallstelle nur noch wenige mechanische Spuren. Die elektronische Steuerung dieser Assistenten liefert jedoch die für eine Verkehrsunfallaufnahme wichtigen digitalen Fahrzeugspuren. Diese aufgezeichneten Daten enthalten die zum Zeitpunkt der Kollision gefahrene Geschwindigkeit, den Stand des Lenkrads und die Betätigung von Brems- und Gaspedal.

Wie wichtig diese Daten sind, verdeutlicht ein Beispiel: Innerhalb einer geschlossenen Ortschaft wollte ein Pkw-Fahrer von einem Parkplatz nach links auf die Hauptstraße einbiegen. Es kam zur Kollision mit einem von rechts kommenden Fahrzeug. Zunächst eine klassische Missachtung der Vorfahrt. Mittels Auslesung der digitalen Daten konnte jedoch nachgewiesen werden, dass der von rechts kommende Pkw eine Geschwindigkeit von 122 km/h hatte. Die digitalen Fahrzeugspuren führten zur Entlastung des einbiegenden Fahrzeugführers.

Nur die Ergänzung der klassischen Spurensicherung um die digitalen Fahrzeugspuren ermöglicht heute und in Zukunft eine vollständige Rekonstruktion des Unfallhergangs. Auch der Bereich der „klassischen“ Spurensicherung hat sich in der letzten Zeit fortentwickelt. So ist als weiteres Mittel zur Unfallaufnahme bereits im Februar 2019 nach erfolgreicher Pilotphase in den Polizeibehörden Köln und Bochum der 3D-Scanner den Polizeibehörden Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Essen und Münster zugewiesen worden. Die Scan-Ergebnisse (Projekte) erzeugen ein 3D-Bild, das ein Bewegen am virtuellen Verkehrsunfallort zulässt und das Abnehmen jeglicher Maße ermöglicht. Durch das 3D-Verfahren wird die Unfallstelle einschließlich bestehender Witterungs- und Lichtverhältnisse komplett „eingefroren“, sodass spätere Ortstermine entfallen können. Im März dieses Jahres wurden vier weitere 3D-Scanner den Behörden Euskirchen, Recklinghausen, Rhein-Sieg-Kreis und Rhein-Kreis Neuss zugewiesen.

Das Projekt ProDigi ist abgeschlossen und der Abschlussbericht wurde an die Abteilungsleiterin der Polizei im Innenministerium Dr. Daniela Lesmeister überreicht. Im August 2019 hat das Ministerium des Innern NRW der Fortsetzung von ProDigi zugestimmt. Die Arbeitsgruppe ProDigi arbeitet unter der Leitung von Silke Paul (Polizeipräsidium Köln) daran, die Ergebnisse des Projekts ProDigi umzusetzen und die polizeilichen Kompetenzen im Bereich der Verkehrsunfall-Forensik zu optimieren. Insgesamt konnten so von Mai 2018 bis April 2020 über 740 Kraftfahrzeuge einem Ausleseversuch unterzogen und in 394 Fällen erfolgreich Daten gesichert werden.

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