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Weniger Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt - dennoch großer Beratungsbedarf für Frauen
Die Zahl der angezeigten Fälle von häuslicher Gewalt ist in Dortmund erneut gesunken. 2019 registrierte die Polizei 1318 Fälle in Dortmund. Im ersten Jahr der Pandemie waren es 1091. In den Monaten Januar bis Oktober 2021 zählte die Polizei 669 Fälle.
PLZ
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Polizei Dortmund
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"Die Zahlen müssen wir sorgfältig analysieren. Der Rückgang sollte nicht zu der Einschätzung führen, dass dieses Problem kleiner wird. Vielmehr müssen wir uns fragen, welchen Einfluss die Kontaktbeschränkungen, Quarantäne-Situationen und Homeoffice auf das Anzeigeverhalten der Opfer hatten", sagte Polizeipräsident Gregor Lange am Donnerstag (25.11.2021). Der 25. November ist seit 1981 der "Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen".

An diesem Tag unterstützt das Polizeipräsidium im dritten Jahr in Folge die Aktion "Orange Your City" der Zonta-Clubs Dortmund, die damit auf die Situation von Frauen und Kindern und die Hilfsangebote der Frauenberatungsstelle hinweisen. Auch wenn die von der Polizei erhobenen Fallzahlen sinken: sie befinden sich auf einem viel zu hohen Niveau. Nach wie vor lehnen es viele Frauen auch nach einer wiederholten Gewalterfahrung ab, dass die Polizei die Frauenberatungsstelle unmittelbar über einen Einsatz wegen häuslicher Gewalt informiert und die Daten der Betroffenen übermittelt.

Zwischen Januar und Oktober 2021 gab es zwar 669 Fälle häuslicher Gewalt. Jedoch entschieden sich bislang nur 204 Betroffene für die Weitergabe ihrer Namen und einer Telefonnummer an die Frauenberatungsstelle. Polizeipräsident Gregor Lange: "Der Unterschied zwischen der uns bekannten Fallzahl und der Bereitschaft, wirksame Hilfe anzunehmen, zeigt, dass wir permanent aufklären müssen. Die Opfer häuslicher Gewalt brauchen eine größere Lobby. Insofern danke ich den Zonta-Clubs in Dortmund für ihr ehrenamtliches Engagement, mit dem sie auch auf die in den vergangenen 40 Jahren immer weiter ausgebauten professionellen Angebote der Frauenberatungsstelle hinweisen."

Eine aktuelle Erkenntnis der Beratungsarbeit ist, dass Frauen während der Pandemie u.a. durch Kontaktbeschränkungen und Homeoffice stärker den Gewalttätern und damit einem größeren Kontrolldruck ausgesetzt waren. Die Frauenberatungsstelle bietet Hilfe nicht nur persönlich, sondern auch am Telefon und in Videochats an. Auch durch mehr Vermittlungen zur Beratungsstelle durch die Polizei ist dort die Zahl der Beratungsgespräche gestiegen. "Wir wissen: Frauen, die sich für den Ausstieg aus der Gewaltspirale entscheiden und die erfahrungsreiche Hilfe der Beratungsstelle in Anspruch nehmen, können ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben führen. Das ist genau die Prävention, die wir noch viel öfter einleiten müssen", sagte der Polizeipräsident.

Nach einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt kann die Polizei dem Täter eine Wohnungsverweisung und ein zehntägiges Rückkehrverbot aussprechen. Die Zeit können die Opfer nutzen, um mit Unterstützung der Frauenberatungsstelle wichtige Entscheidungen zu treffen.

Wegen täglicher Einsätze und aufgrund der weitreichenden Folgen für die Opfer hat das Thema häusliche Gewalt beim Polizeipräsidium Dortmund eine hohe Relevanz. Erfahrene Beamtinnen und Beamte arbeiten als Dozenten an den Fachhochschulen, um Kommissarsanwärterinnen und -anwärter bereits im ersten Jahr ihres Studiums zu unterrichten. Das Kriminalkommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz führt für den Wachdienst und die ermittelnden Kommissariate spezifische Dienstunterrichte und Fortbildungen durch. Die Opferschützerinnen und -schützer sind auch als externe Referenten zu diesem Delikts-Phänomen gefragt.

Betroffene von häuslicher Gewalt haben einen Rechtsanspruch auf Hilfe. Das regelt u.a. das Gewaltschutzgesetz.

Die Formen häuslicher Gewalt bilden sich in verschiedenen Straftatbeständen ab. Diese reichen von der Bedrohung über Körperverletzungen bis zu Tötungsdelikten. Den größten Anteil in der Statistik haben die Körperverletzungsdelikte.

2019 vermittelte die Polizei in Dortmund 182 Opfer an Beratungsstellen. 2020 waren es 259, zwischen Januar und Oktober 2021 bereits 204 Fälle.

Hilfe in Dortmund:

Akute Hilfe bei häuslicher Gewalt: Sofort den Polizei-Notruf 110 wählen.

Beratung:

Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz der Polizei in Dortmund: Kriminalhauptkommissarin Petra Ostermeier (Tel. 0231/132 7464) und Kriminalhauptkommissar Jörg Stenczl (Tel. 0231 132 7465) informieren über die lokalen Hilfs- und Beratungsangebote. Kontakt per E-Mail: vorbeugung.dortmund [at] polizei.nrw.de (vorbeugung[dot]dortmund[at]polizei[dot]nrw[dot]de)

Der direkte Kontakt zur Frauenberatungsstelle in Dortmund: Tel. 0231 / 52 10 08. https://frauenhaus-dortmund.de/frauenberatungsstelle-dortmund/

Kontakt zum Frauenhaus für die akute Aufnahme von Frauen nach häuslicher Gewalt: Tel. 0231 / 80 00 81.

Eine Übersicht der Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser auf freie Plätze in Frauenhäusern in NRW gibt es hier: www.frauen-info-netz.de

Kostenlos, rund um die Uhr und mehrsprachig erreichbar ist das bundesweit geschaltete Hilfetelefon 08000 116 016.

Überblick auf die Zahl der in Dortmund angezeigten Fälle 2015 bis 2021:

2015 1171
2016 1152
2017 1482
2018 1352
2019 1318
2020 1091
2021 669 (Januar bis Oktober)

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