Die Demokratie ist die Heimat der Polizei

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Die im Dietrich-Keuning-Haus übergebene Heimat-Ausstellung des Forums Jugend ist noch bis September 2023 im Foyer des Präsidiums zu sehen.
Die Demokratie ist die Heimat der Polizei
Der Diensteid und die Werte der Polizei als staatliche Institution in der Demokratie und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Rassismus-Begriff bildeten bei den Tagen der Werteorientierung 2021 und 2022 im Polizeipräsidium Dortmund wichtige Themen und Diskussionen in der Gesellschaft ab.
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Polizei Dortmund
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Mit der für den täglichen Einsatz wichtigen Bürgerorientierung und dem vielfältigen Verständnis von Heimat in der Gesellschaft standen beim Tag der Werteorientierung am 23. Mai 2023 erneut zwei weitere wichtige Themen im Mittelpunkt.

Referenten und Gäste waren der frühere BVB-Profifußballer und Stiftungsgründer Neven Subotic, Professorin Dr. Meltem Kulaçatan von der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Bernhard Frevel von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW in Münster sowie Hannah Fischer, Ümithan Yağmur und Naoual Bertal vom "Forum Jugend" für die 2022 von der Stadt Dortmund ausgezeichnete Heimat-Wanderausstellung.

Erneut wirkte das Multikulturelle Forum an der Organisation des Tags der Werteorientierung mit. Zeynep Kartal moderierte die Veranstaltung.

"Die Menschen schenken der Polizei ihr Vertrauen"

Polizeipräsident Gregor Lange betonte vor den 200 Beschäftigten im Dietrich-Keuning-Haus, dass die Polizei Recht, Ordnung, die Freiheit, die Gleichheit und die Menschenwürde schützt. "Auf unserem breiten Wertefundament stehen wir für eine Polizei, der die Menschen deshalb ihr Vertrauen schenken", sagte er.

In ihrem Vortrag ging Professorin Kulaçatan auf ihren Forschungsschwerpunkt "Jugend / Heimat" ein und blickte dabei auf die unterschiedlichen Biografien Ju-gendlicher. Diese Biografien entscheiden mit darüber, welches Heimat-Verständnis junge Menschen in Zukunft entwickeln. Die Forscherin ging dabei auch auf Kon-flikte junger Zuwanderer ein: Die Befragten erlebten eine "Abstoßung im Mutterland", durchliefen einen Integrationsmarathon, fühlten sich als "Stiefkind in der Ge-sellschaft" und erlebten religiöse Konflikte sowie auch Konflikte zwischen den konservativen Erwartungshaltungen der Eltern und den Erwartungen der Gesellschaft.

Dazu kommen "Fremdheitsmarkierungen", die sich in der Sprache abbilden: Die Rede ist von Ausländern, Migranten, Moslems, Fremden - solche und andere Be-griffe bezeichneten ein Anderssein von Geflüchteten oder Zugewanderten inner-halb der Gesellschaft, was als Ablehnungen verstanden werden und zu eigenen Abgrenzungen und auch Radikalisierungen führen könne.

Flucht, Solidarität und das Ende einer Duldung

Mit einer Lesung aus seinem Buch und sehr eindrucksvollen Einblicken in seine Flucht- und Familiengeschichte verdeutlichte der frühere BVB-Profi und Stiftungs-gründer Neven Subotic, wie sehr Flucht, Solidarität, Hilfe und das Ende einer "staatliche Duldung" einen jungen Menschen und dessen Familienleben prägen kön-nen. Sein Heimat-Verständnis macht Neven Subotic nicht allein an einem Ort fest. Er stellt vielmehr die Menschen in den Mittelpunkt, denen er an vielen Orten auf unterschiedlichen Kontinenten begegnet - Menschen, für die seine Stiftung Brunnen baut. Menschen, die ihm sehr viel bedeuten und die mit ihm die gleichen Werte teilen, ihn inspirieren. "Heimat ist für mich kein geografischer Ort", sagte er, "sondern immer in einem gesellschaftlichen Kontext zu sehen."

Die Kommissarsanwärterinnen und -anwärter Sandra Müller, Finn Rose und Danial Rezaei überreichten Neven Subotic stellvertretend für ihre Einstellungsjahrgänge eine 1750-Euo-Spende. Das Geld sammelten die Einstellungsjahrgänge 2020, 2021 und 2023 im März 2023 beim Lauf-Frühlingscup der angehenden Polizistinnen und Polizisten. Über das zweite Thema des Tages, die Bürgerorientierung, referierte Prof. Dr. Bernhard Frevel von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW in Münster am Nachmittag. Die Bürgerorientierung bezeichnete er als "Leitwert der Polizei", der in der Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern auf neue Risi-ken und Gefahren eingehen müsse. "Wir reden über einen neuen Sicherheitsbegriff, es gibt eine veränderte Sicherheitskultur mit umfassenden Erwartungen, die Anforderungen der Bürger haben sich verändert."

Unterschiedliche Lebensgemeinschaften berücksichtigen

Prof. Dr. Frevel rät dazu, in die Nachbarschaften und die Wohnquartiere zu gehen und in der Kommunikation das Alter, die Geschlechter, die Berufe, die Ethnien und die unterschiedlichen Interessen der Lebensgemeinschaften auch in Vereinen und Verbänden zu berücksichtigen. In der anschließenden Diskussion stellte der stell-vertretende Polizeipräsident Ralf Ziegler klar: "In meinen mehr als 40 Dienstjahren erlebe ich eine sehr bürgerorientierte Polizei. Klar ist aber auch: Mehr Dialog kann man nur befürworten."

Über die Bedeutung auch des vergangenen Tags der Werteorientierung sagt der Erste Polizeihauptkommissar und Extremismusbeauftragte Stefan Lemberg: "Wir stehen für das Grundgesetz und mit unseren Werten für die Sicherheit und damit für die Freiheit der Menschen ein. Die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und die Öffnung der Gespräche für die Zivilgesellschaft ist für unseren täglichen Dienst und im Einsatz für die Bürgerinnen und Bürger sehr wertvoll."

Heimat-Ausstellung des Forums  Jugend im Polizeipräsidium

Das dokumentiert auch die "Heimat - gestern, morgen"-Wanderausstellung des Fo-rums Jugend, die bis September 2023 im Foyer des Polizeipräsidiums Dortmund an der Markgrafenstraße 102 zu sehen ist. Das 2022 von der Stadt Dortmund ausgezeichnete "Heimat"-Projekt zeigt von Jugendlichen aufgenommene Fotos, die Ein-blicke in deren Lebensalltag und damit unterschiedliche Ansichten auf das Verständnis von Heimat bieten.

Auch den Tag der Werteorientierung am 23. Mai 2024 bereiten wieder Beschäftigte des Polizeipräsidiums Dortmund vor.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110