Mit dem Verkehrsunfallbericht für das Jahr 2014 gewähren Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen und der Leiter der Direktion Verkehr, Polizeidirektor Rolf Engler, einen Einblick in die Entwicklung der Verkehrssicherheitslage für den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen.
In dem Jahresbericht stellen sie neben statistischen Daten und deren Analyse auch Kampagnen, Projekte und Konzepte zur Verkehrsunfallbekämpfung vor.
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen stellt fest: „Obwohl die Anzahl der Unfälle zugenommen hat, ist das Unfallrisiko im Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen um 19 % geringer als im Land. Damit zählt unsere Region zu den Sichersten in Nordrhein-Westfalen“. Nach Jahren rückläufiger Verkehrsunfallzahlen stiegen die Zahlen im Jahr 2014 um 3,8 % an. Auf den Straßen des Kreises Recklinghausen und in Bottrop zählte die Polizei im Jahr 2014 insgesamt 19.397 Unfälle und damit 708 mehr als im Vorjahr. Dabei waren zwei Drittel dieser Unfälle „Bagatellunfälle“, also Unfälle, bei denen größtenteils leichte Sachschäden entstanden.
Bei 1.734 Verkehrsunfällen, also etwa 9 % aller Unfälle, wurden Menschen verletzt oder gar getötet. Die Zahl der Verunglückten stieg um 202 oder 10 % auf 2.178, wobei die Steigerungen bei den Jugendlichen um 13 % auf 135 und bei den jungen Erwachsenen um 17 % auf 361 besonders auffallen.
Im Jahr 2014 ist die Zahl der bei Unfällen getöteten Menschen von 14 auf 5 gesunken. Damit sind neun Getötete weniger zu beklagen als im Vorjahr.
„Mit der Anzahl der durch Unfallfolgen im Jahr 2014 gestorbenen Menschen befinden wir uns auf historischem Tiefstand. Besonders deutlich wird das, wenn man bedenkt, dass wir noch vor 10 Jahren 30 Unfalltote zu beklagen hatten.“, verdeutlicht Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Alle fünf Verkehrsunfalltoten waren ungeschützte Verkehrsteilnehmer, darunter befanden sich ein Fußgänger, ein Radfahrer und drei Motorradfahrer.
Dazu gibt Polizeidirektor Rolf Engler zu bedenken: „Da diese Verkehrsteilnehmer ohne Schutzhülle unterwegs sind, ist die Gefahr schwerer Folgen bei einer Unfallbeteiligung sehr hoch.“
Die Anzahl der Schwer- und Leichtverletzten steigt um 10 % - Trotzdem fällt der Vergleich zum Landeswert positiv aus. Die Gefahr, im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen zu verunglücken ist um 32 auf 298 und somit um 12% gestiegen. Das Verunglücktensrisiko ist jedoch bei uns um 30% geringer als im Land Nordrhein-Westfalen.
Die Anzahl der Fußgänger, die bei Verkehrsunfällen im Kreis Recklinghausen und Bottrop leicht oder schwer verletzt wurden stieg um 20 %, die der verunglückten Fahrradfahrer um 9 %. Hierzu merkt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen an: „Mehr als ein Drittel der Verunglückten waren zu Fuß oder als Radfahrer unterwegs. Wir werden unsere Projektarbeit zur Steigerung der Fußgänger- und Radfahrsicherheit weiter fortführen.“
Polizeidirektor Rolf Engler ergänzt: “Ungeschützte Verkehrsteilnehmer tragen nicht selten durch eigenes Fehlverhalten zur Unfallentstehung bei. Hier gilt es, diese Erkenntnis in unsere Projektarbeit einfließen zu lassen.“
Unangepasste Geschwindigkeit erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Verkehrsunfalls um 85 %. Eine Verdoppelung der Geschwindigkeit führt dabei in der Folge zu einem viermal längeren Bremsweg. Ein Mensch wird bei einem Aufprall mit 50 km/h mit einer Wucht, die dem 25-fachen seines Körpergewichts entspricht nach vorne katapultiert. Diese Ergebnisse von Studien belegen, dass schon bei geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen die Unfallfolgen fatal sein können. Die Polizei Recklinghausen wird deshalb auch weiterhin neben angekündigten die nicht angekündigten Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Rolf Engler dazu: „Wir werden weiterhin mit besonderem Nachdruck Geschwindigkeitsverstöße verfolgen. Unser Ziel ist es, das Geschwindigkeitsniveau insgesamt zu senken. Jedem soll bewusst werden, dass er überall in eine Geschwindigkeitsüberwachung geraten kann.“
Friederike Zurhausen fügt hinzu: „Der Blitzmarathon ist mittlerweile etabliert und akzeptiert. Erfahrungen der letzten Geschwindigkeits-kampagnen zeigten, dass Verkehrsteilnehmer erkennbar langsamer fuhren als sonst. Unsere Botschaft, die Geschwindigkeit einzuhalten, ist bei vielen Fahrzeugführern präsent.“
Der Anteil der „jungen Fahrer“ (18 bis unter 25 Jahre alt), die mit Alkohol am Steuer bei Unfällen beteiligt sind, ist höher als ihr Anteil an der Gesamtzahl der Kraftfahrzeugführer. Die Anzahl der Unfälle unter Alkoholeinwirkung haben hier zwar um 5,5 % abgenommen, allerdings verunglückte bei fast jedem dritten dieser Unfälle ein Mensch. Rolf Engler: „Wer als Fahrer in solche Unfälle verwickelt ist, riskiert nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern setzt auch seine Fahrerlaubnis und damit möglicherweise auch seinen Arbeitsplatz auf Spiel.“
Schon seit längerem führen Polizisten, gemeinsam mit Feuerwehrleuten, Notfallseelsorgern und Notärzten in den 10. und 11. Klassen aller Schulformen die Veranstaltung „Crash Kurs NRW“ durch. Im Zuständigkeitsbereich des PP Recklinghausen sollen insbesondere Fahranfänger mit den Risiken von Alkohol, überhöhter Geschwindigkeit, Selbstüberschätzung und Ablenkung durch Smartphones konfrontiert werden. Mit emotionalen Bildern, authentischen Schilderungen realer Erlebnisse und passender Musik haben die Akteure mittlerweile schon über 10.000 Schülerinnen und Schüler erreicht.
Sind Motorradfahrer an Verkehrsunfällen beteiligt, muss mit schweren Unfallfolgen gerechnet werden. Drei Motorradfahrer und damit mehr als die Hälfte der Unfalltoten verunglückten bei Verkehrsunfällen tödlich. Oftmals wird auch die von Motorradfahrern gefahrene Geschwindigkeit von anderen Verkehrsteilnehmern falsch eingeschätzt oder sie werden schlicht übersehen.
Zur Bekämpfung von Motorradunfällen führt die Polizei Recklinghausen deshalb seit mehreren Jahren „Biker Kampagnen“ an bekannten Motorradtreffpunkten durch, die sowohl eine präventive als auch eine repressive Komponente enthalten. Diese Kampagne wird auch in diesem Jahr fortsetzt.
„Erfreulich ist, dass die Zahl der Verkehrstoten auf den historischen Tiefstand gesunken ist. Da die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle und die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten gestiegen sind, werden wir unsere Konzepte weiter fortführen. Und weil jedes Unfallopfer eines zu viel ist, fordern und fördern wir weiterhin Rücksicht im Straßenverkehr und ahnden jedes erkannte Fehlverhalten konsequent. Unser Ziel bleibt: Weniger Tote und Verletze auf den Straßen.“