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Forschungsprojekte Wohnungseinbruch
Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle, laufende und auch bereits abgeschlossene Forschungsprojekte
Die Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen führt eigene empirische Forschungsprojekte zur analytischen Betrachtung der Kriminalitätsstruktur und -entwicklung durch. Grundlage dieser Studie sind Daten aus abgeschlossenen Ermittlungsakten aus den Jahren 2011 und 2012.

Ziel ist es, durch die Anwendung wissenschaftlicher Methoden zu einem differenzierten Verständnis von Bedingungen der Entstehung und Entwicklung sowohl der Gesamtkriminalität als auch spezieller Deliktsbereiche und Kriminalitätsphänomene zu gelangen.

Auf dieser Seite werden gezielt nur die Forschungen im Deliktsfeld Wohnungseinbruch dargestellt.
MIK NRW

Forschungsprojekt Wohnungseinbruchdiebstahl

Die Nähe zur Autobahn hat in Großstädten keinen Einfluss auf die Auswahl der Tatorte.

 
Dies ist eine Erkenntnis des europaweit umfangreichsten Forschungsprojekts zum Thema WED. Die Ergebnisse gehen über die bisher bekannten Daten hinaus.

Der Basisbericht der KKF zum Forschungsprojekt WED wurde jetzt fertig gestellt. Die Ergebnisse erlauben differenzierte Aussagen zu Taten und Tätern. Das Projekt lief insgesamt drei Jahre. 2015 wurde ein Zwischenbericht veröffentlicht.

Fragestellung: Kann aus Informationen am Tatort eine Verbindung zu Tatverdächtigentypen hergestellt werden?

Im Fokus des Forschungsprojekts standen vor allem Indikatoren, die zur Differenzierung zwischen professionell agierenden Tätern und schlichten Begehungsweisen geeignet sind. Darüber hinaus wurden weitere Einzelfragen geprüft, wie beispielsweise die Rolle der Autobahnnähe bei der Tatobjektauswahl, die Anziehungskraft bestimmter Tatorte sowie die Struktur der Beute.

Methode

Die Untersuchung basierte auf einer quantitativen Analyse von über 7 500 staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakten (Zufallsauswahl geklärter und ungeklärter Fälle) des WED aus den Jahren 2011 und 2012, sodass die Ergebnisse repräsentativ für den Wohnungseinbruchdiebstahl in Nordrhein-Westfalen (NRW) sind. Mit Hilfe statistischer Verfahren wurden Informationen zu Tatorten, die prinzipiell an jedem Tatort vorliegen und in Tatbefundberichten dokumentiert werden, mit Daten zu den Tatverdächtigen systematisch in Beziehung gesetzt.

Auszug aus den Ergebnissen des europaweit umfangreichsten Forschungsprojekts zum WED

  • Geklärte und ungeklärte Taten unterscheiden sich in ihrer Struktur deutlich. Erkenntnisse aus geklärten Taten können daher nicht auf ungeklärte Taten übertragen werden. „Beziehungstaten“ verzerren diesen Vergleich und müssen gesondert betrachtet werden. (Eine Vorbeziehung liegt in diesem Sinn vor, wenn das Opfer Familienangehöriger, Verwandter, (Ex-) Partner, Arbeitskollege, Nachbar oder flüchtiger Bekannter des Tatverdächtigen ist.)
  • Falltypen: Vier Falltypen konnten gebildet werden, die sich hinsichtlich zentraler Tatmerkmale zum Teil erheblich unterscheiden. Die geringsten Unterschiede bestehen zwischen den ungeklärten Fällen und den geklärten Fällen unter Mitwirkung eines Tatverdächtigen mit osteuropäischer Staatsangehörigkeit. Die größten Unterschiede bestehen hingegen zwischen ungeklärten Taten und Beziehungstaten.
  • Wiederholungstatorte: Tatorte haben eine hohe Anziehungskraft für weitere Täter. Alleinstellungsmerkmale für Wiederholungstatorte konnten jedoch nicht identifiziert werden.
  • Versuche: Störungen des Täters sind bei jedem vierten Versuch der Grund für die fehlende Tatvollendung. Versuche haben daher ein großes Hinweispotenzial, denn auch Profis scheitern beim Eindringen.
  • Verhalten im Tatobjekt: Die effiziente Durchsuchungsstrategie der Schubladenschränke sowie die Schaffung von Fluchtmöglichkeiten und Maßnahmen zum Schutz vor Entdeckung sind Kennzeichen professionell agierender Täter.
  • Beute: In Großstädten wird mehr Beute erzielt als in kleineren Gemeinden. Die Höhe und v. a. die Struktur der Beute stehen in einem Zusammenhang mit der Zugangsart und dem Verhalten im Tatobjekt. In zwei von drei Fällen ist Schmuck Bestandteil der Beute und trägt mehr als die Hälfte zum Gesamtwert der Beute bei. Dies trifft jedoch nur auf ungeklärte Fälle und die geklärten Fällen unter Beteiligung eines Tatverdächtigen mit osteuropäischer Staatsangehörigkeit zu.
  • Professionelle Täter hinterlassen ihre Handschrift (u. a. Zugangsart, Verhalten im Tatobjekt, Beute) am Tatort.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse erlauben differenzierte Aussagen zu Taten und Tätern, die weit über bisher vorhandene Daten hinausgehen. Der Anteil von Taten, der professionell agierenden Tätern zugeschrieben werden kann, ist bei den ungeklärten Taten größer als bei den geklärten Taten. Die hohen Fallzahlen sind daher tendenziell auf professionell agierende Täter zurückzuführen. Aus den Ergebnissen ergeben sich demzufolge Handlungsempfehlungen für die Prävention, die statistischen Erfassungsregeln, die Priorisierung von Ermittlungen und für gesetzgeberische Maßnahmen.

Der "Basisbericht zum Forschungsprojekt WED" liefert umfangreiche Ergebnisse.

 

Kriminalitätsmonitor NRW - Wohnungseinbruch: Risikofaktoren, Anzeigeverhalten und Prävention (2015)
Auszug aus der Einleitung

Die Opferbefragungen des „Kriminalitätsmonitors NRW“ schaffen die Grundlage, das Kriminalitätsgeschehen in NRW umfassender abzubilden und differenzierter zu analysieren.
Dabei werden nicht nur das Ausmaß und die Struktur der polizeilich bekannt gewordenen Delikte erfasst, sondern auch die Straftaten erhoben, die nicht angezeigt wurden. Neben den herkömmlichen kriminalstatistischen Quellen zum Hellfeld stehen damit erstmals landesweit repräsentative Daten zum Dunkelfeld der Kriminalität in NRW zur Verfügung, die es in ihrer Gesamtheit erlauben, kriminalpolitische und -strategische Entscheidungen, aber auch repressive und präventive Maßnahmen der Kriminalitätskontrolle aus empirisch gesicherten Erkenntnissen abzuleiten. Dieser Bericht ist ausschließlich auf das Delikt Wohnungseinbruch konzentriert.

Landeskriminalamt NRW (2015). Kriminalitätsmonitor NRW. Wohnungseinbruch: Risikofaktoren, Anzeigeverhalten und Prävention. Düsseldorf.Landeskriminalamt NRW (2015). Kriminalitätsmonitor NRW. Wohnungseinbruch: Risikofaktoren, Anzeigeverhalten und Prävention. Düsseldorf.

Wohnungseinbruch - Eine hypothesenprüfende Strukturanalyse (2012)
Auszug aus der Einleitung

Wie bei kaum einem anderen Kriminalitätsphänomen war das Fallaufkommen beim Wohnungseinbruch in der Vergangenheit innerhalb der Kalenderjahre bestimmt durch eine ausgeprägte Periodizität: In der sog. dunklen Jahreszeit steigt das Fallaufkommen stark an, in den Sommermonaten hingegen erreicht es regelmäßig den niedrigsten Stand. Von Jahr zu Jahr sind dabei gelegentlich Verschiebungen im Niveau zu beobachten, das grundsätzliche Muster innerhalb der Kalenderjahre verändert sich bisher nicht. Deutliche Abweichungen vom bisherigen Muster wären angesichts der verfestigten Verläufe eine Überraschung.

Analyse Teil 1

Analyse Teil 2

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