Schilder mit "80"
Verkehrssicherheitsarbeit für Senioren
Mobil im Alter durch Bus und Bahn.
MIK NRW

Mobil im Alter durch Bus und Bahn

Aus subjektiver Unsicherheit heraus meiden viele ältere Menschen öffentliche Verkehrsmittel. Unser Konzept "Mobil im Alter durch Bus und Bahn" richtet sich insbesondere an Senioren (über 60 Jahre) aus Bonn und Umgebung, die noch aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, sowie alle Institutionen, die sich im Bereich Seniorenarbeit engagieren.

Die Polizei Bonn berichtet ...

Im Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei leben derzeit etwa 130.000 Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren. Alt werden bedeutet für viele Menschen einen Verlust an Mobilität und Selbstständigkeit, der nicht selten mit einer zumindest subjektiv von den Betroffenen so empfundenen Minderung der Lebensqualität einher geht.

So stellt die Entscheidung, auf die eigene Fahrerlaubnis zu verzichten und den Führerschein abzugeben, viele ältere Kraftfahrzeugführer vor ein großes Problem, da sie dadurch subjektiv ein großes Stück Bewegungsfreiheit opfern müssten.

Andererseits lässt bei Menschen mit zunehmendem Alter erwiesenermaßen die Leistungsfähigkeit nach. Physische Einschränkungen und psychischer Druck erschweren für Senioren zunehmend die sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Durch Lärm, Hektik und die Zunahme der Kraftfahrzeuge fühlen sich viele der älteren Verkehrsteilnehmer schlicht weg überfordert.

Die Analyse von Verkehrsunfällen, an denen Senioren beteiligt waren, ergab, dass diese Bevölkerungsgruppe überdurchschnittlich oft als Fußgänger zu Schaden kommt und das Verletzungsrisiko als Pkw-Insasse besonders hoch ist.

Im Jahr 2000 starben im Zuständigkeitsbereich des PP Bonn bei 20 Verkehrsunfällen 20 Menschen (1999: 22). Dabei bereiteten besonders die Senioren, die als Fußgänger tödlich verletzt wurden, Anlass zur Sorge. Bei Verkehrsunfällen waren im Jahr 2000 sieben ältere Menschen über 60 Jahre (1999: 3) , davon alleine fünf als Fußgänger, ums Leben gekommen.

Obwohl die Verunglücktenzahlen dieser Bevölkerungsgruppe auf den Straßen in und um Bonn im Jahr 2000 abnahmen, hier war es zu einem leichten Rückgang von 309 auf 282 Verletzte (- 6,1 %) gekommen, wollten und wollen sich die Beamtinnen und Beamten des Polizeipräsidiums Bonn dieses besonderen Problems der Seniorenunfälle annehmen, so der Leiter Gefahrenabwehr und Strafverfolgung, Leitender Polizeidirektor Gunter Thomas, anlässlich der Präsentation der Verkehrsunfallstatistik im März 2001.

So konnten von den Beamten des Kommissariats Vorbeugung im Rahmen von Sicherheitsgesprächen, Senioren-Cafés und den speziell vom Präventionskommissariat für diese Risikogruppe entwickelten Kurse "SK60+" nahezu 2 500 Senioren erreicht werden. Zielgruppe der Maßnahmen waren ältere Verkehrsteilnehmer, die selber als Pkw-Führer, Radfahrer oder per pedes aktiv im Straßenverkehr unterwegs sind.

Gemeinsames Projekt der Bonner Polizei und der Stadtwerke Bonn zur Stärkung des Sicherheitsgefühls von Senioren

Da die Kapazitäten bei den Kursen jedoch begrenzt sind, setzen die Beamten des Kommissariats Vorbeugung mit ihrem neuen Konzept "Senioren helfen Senioren", in denen neben kriminalpräventiven Themen auch Bereiche der Verkehrssicherheit erörtert werden, jetzt vermehrt auf die Einbeziehung engagierter Männer und Frauen aus dieser Altersgruppe, die als Multiplikatoren fungieren sollen.

Auf Grund der häufig bei Seniorensicherheitsgesprächen geäußerten Wünsche nach einer geeigneten Alternative zum eigenen Pkw, setzte sich Polizeioberkommissar Erich Klaus, Verkehrssicherheitsberater beim Kommissariat Vorbeugung, mit den Stadtwerken Bonn in Verbindung, da nach seiner Einschätzung die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel die gesuchte Alternative bietet. Während so zum einen die Mobilität der Senioren erhalten bleibt, wird für sie zum anderen die Teilnahme am Straßenverkehr erheblich sicherer.

Das Projekt, das neben theoretischen Inhalten zur Verkehrssicherheit oder zum Schutz vor Straftaten auch praktische Übungen zum Beispiel an Fahrscheinautomaten oder auf U-Bahnsteigen beinhaltet, soll vorhandene Vorbehalte abbauen, den älteren Menschen die sichere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ermöglichen und sie für Gefahren, die aus alltäglichen Situationen im Straßenverkehr erwachsen können, sensibilisieren.

Je zwei Moderatoren der Bonner Stadtwerke üben mit den Teilnehmern bedarfsorientiert an den ÖPNV-Schwerpunkten Bertha-von-Suttner-Platz mit Haltepunkten sowohl für Busse als auch für Stadtbahnen, dem Zentralen Omnibusbahnhof und der U-Bahn-Station am Hauptbahnhof richtiges Verhalten an Haltestellen, unter anderem sicheres Ein-, Aus- und Umsteigen. Trainiert werden auch das sichere Fahren mit Bus und Bahn, die Benutzung von Rollbändern sowie Rolltreppen. Eine Begehung des Bahnhofgeländes mit Hinweis auf das Service-Center der SWB, das Fundamt sowie Standorte von Notruf- und Überwachungseinrichtungen runden das Programm ab.

Die Beamten des Kommissariats Vorbeugung erläutern den Senioren die Aufgaben der Gemeinsamen Anlaufstelle von Polizei und Ordnungsamt in der Bonner Innenstadt (GABI) und informieren sie vor Ort über Gefahrenquellen und Schutzmöglichkeiten im Bereich "Bonner Loch".

Tipps zum selbstbewussten Verhalten in der Öffentlichkeit, zur Unfallvermeidung und zum wirksamen Schutz vor Straftaten sollen zudem die älteren Menschen in die Lage versetzen, ein neues Sicherheitsgefühl und Selbstbewusstsein zu entwickeln.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110