Besonnenheit durch bewegte Bilder
Die nordrhein-westfälische Polizei will die Straßen in Nordrhein-Westfalen sicherer machen und die Zahl der im Straßenverkehr getöteten und verletzten Verkehrsteilnehmer weiter senken. Das bedeutet manchmal neue Wege gehen, für die noch keine Zahlen oder Fakten vorliegen.
„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, damit wird die emotionale Wirkung von Bildern häufig umschrieben. Mit neuer Technik heißt heute, Bilder sind immer mehr bewegte Bilder, also Videos. Vor diesem Hintergrund setzt die nordrhein-westfälische Polizei bei der Unfallprävention auch auf das Medium Video.
Die Polizei baut die erfolgreiche Arbeit mit Schock-Videos systematisch aus. Das Ziel der Videos ist der heilsame Schock. Er soll auf Dauer zu einem vorsichtigeren Fahrverhalten führen und das gefährliche Verhalten drastisch vor Augen führen.
Die DVD mit Schock-Videos hat die nordrhein-westfälische Polizei aus internationalen Spots u. a. aus Großbritannien, Spanien und Österreich zusammengestellt. Verkehrssicherheitsberater setzen sie bei Kontrollen ein. Die Polizisten zeigen eins oder mehrere der ernüchternden Videos, die einen realistischen Bezug zu dem jeweils begangenen Verstoß haben.
Ein Kurzfilm zeigt beispielsweise, dass eine Mutter ihren quengelnden Jungen im Kindersitz nicht anschnallt. Plötzlich muss der Vater abrupt bremsen. Das Kind wird mit seinem Teddy durch die Windschutzscheibe geschleudert und verblutet auf der Straße. Danach zeigt der Clip das wünschenswerte Verhalten: Das Kind wird angeschnallt und überlebt.
Entscheidend für das Konzept ist, dass der Berater die Vorführung des Film begleitet und die Fahrerin oder der Fahrer den Film nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern flankierend aufgeklärt und erläutert wird. Deshalb sollen die Clips auch nicht in Kinos oder Diskotheken laufen, sondern die Polizei setzt sei während Kontrollen bei ertappten Verkehrssündern ein, wo die Polizisten nicht nur einen Verkehrsverstoß dokumentieren, sondern auch die Konsequenzen des Verhaltens deutlich machen können. Erste Erfahrungen zeigen, dass die Spots selbst rücksichtslose Autofahrer betroffen machen.
Wissenschaftliche Studien, unter anderem in Australien und Kanada, kommen zu vergleichbaren Ergebnissen:
- Wichtig für den Erfolg sind Transparenz und Kommunikation, also eindeutig erkennbare Fehlerursachen und entsprechende Erläuterungen dazu.
- Durch Schockvideos lässt sich das Verhalten durchaus ändern - Werte und Einstellungen aber nur sehr begrenzt.
- Darstellungen, die nach dem Schock das richtige Verhalten aufzeigen und so beim Zuschauer für Erleichterung sorgen, zeigen die besten Erfolge. Nicht das Maß der durch Schockvideos erzeugten Angst ist entscheidend, sondern die Darstellung eines Lösungsweges.
Fahranfänger frühzeitig sensibilisieren
Die nordrhein-westfälische Polizei baut die Arbeit mit den sogenannten "Schock-Videos" systematisch weiter aus. In der Verkehrsprävention geht sie direkt auf zukünftige Verkehrsteilnehmer zu: Fahrschulen werden nun in der Vorbeugung zu strategischen Sicherheitspartnern.
Gemeinsam mit den Fahrschulen will die Polizei mit den erprobten Schockvideos schon früh auf das Verkehrsverhalten der Fahranfänger einwirken. Ab sofort setzen diese in Nordrhein-Westfalen die Videos der Polizei in ihrem Unterricht ein.
Aufgrund der fehlenden Erfahrung und Fahrpraxis ist es für junge Menschen besonders wichtig, lebensgefährliche Situationen realistisch einzuschätzen. Deshalb ist es ein richtig, dass geschulte Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer die Filme nutzen, um riskantes und richtiges Verhalten anschaulich zeigen zu können. Mit den Videos kann der Fahrlehrer schon im Fahrschulunterricht den jungen Leuten wirklichkeitsnah klar machen, welche dramatischen Folgen Rasen oder Nichtangurten haben kann.
"Junge Fahrer" zwischen 18 und 24 Jahren sind nach wie vor gefährdet. Anfänger fahren risikobereiter. Das führt häufig zu Verkehrsunfällen mit Toten und Verletzten. In Nordrhein-Westfalen verschuldeten "Junge Fahrer" im Jahr 2010 rund 19 Prozent aller schweren Unfälle, obwohl sie nur acht Prozent der Bevölkerung ausmachen. Dadurch starben 114 Menschen.
Videos auch gegen Rasen auf zwei Rädern
Die nordrhein-westfälische Polizei setzt in einem weiteren Schritt Schockvideos auch ein, um Motorradunfällen vorzubeugen. Bereits seit Ende letzten Jahres setzt sie die Videos bei der Bekämpfung von Verkehrsunfällen ein. In über 1.000 Einsätzen führten Polizistinnen und Polizisten die Spots mit Erfolg bei Kontrollen von Autofahrern und bei Veranstaltungen vor.
Die Videos haben schon manchen Raser und Gurtverweigerer zu mehr Einsicht gebracht und sollen deshalb auch Biker zum Nachdenken bringen. Die DVD enthält je 5 Video- und Fotosequenzen zu den Themen Prävention, Crashtests, Verkehrsüberwachung sowie reale Motorradunfälle und reale Motorradunfallfotos. Verkehrssicherheitsberater verwenden die DVD, um Verkehrsverstöße zu verfolgen oder ihnen vorzubeugen. Ein methodisch-didaktisches Konzept begleitet die Präsentation.
Die Schock-Videos sind Bestandteil der Aktion „Biker - sicher in NRW“. Sie werden vor allem dort eingesetzt, wo schwere Unfälle geschehen. Die Polizisten zeigen dem Verkehrssünder ein oder mehrere der ernüchternden Videos, die einen realistischen Bezug zu dem jeweils begangenen Verstoß haben.
Bei schönem Wetter wird die Polizei Motorradfahrer stärker kontrollieren - egal ob im Februar oder im August. Der Grund: Kradfahrer haben inzwischen das ganze Jahr Saison. Und bei sonnigem Wetter passieren deutlich mehr Kradunfälle, während auf die Zahl der sonstigen Unfälle kein nennenswerter Wettereinfluss festzustellen ist. So stieg die Zahl der Unfälle mit Bikern im April 2007 bei sommerlichen Temperaturen sprunghaft auf 871 (Vorjahr: 185) an. Im März waren es 502, im Mai 621, im Juni und Juli 561 und 552 Unfälle.
2007 starben 125 Kradfahrer bei Verkehrsunfällen, 4.896 wurden verletzt. Das sind 10 Tote (+ 8,7 %) und 361 Verletzte (+ 8,0 %) mehr als 2006. Die Zahl der toten und verletzten Motorradfahrer stieg damit im Vergleich zu den anderen Verkehrsteilnehmern deutlich an.
Fast die Hälfte der getöteten Kradfahrer (46 %) starb bei Verkehrsunfällen am Wochenende. Knapp 60 Prozent (73) kamen auf Landstraßen zu Tode. Die Polizei überwacht deshalb besonders samstags und sonntags auf den Landstraßen die Tempobeschränkungen und Überholverbote. Sie ahndet außerdem Verstöße gegen die Helmpflicht und kontrolliert auf Drogen und Alkohol. Die Polizisten gehen mit 12 zivilen Videokrädern und 30 Video-Pkw sowie stationären Kontrollen konsequent gegen die Raser und Drängler unter den Bikern vor.