Nach zwei Jahren, die pandemiebedingt durch Einschränkungen und natürlich auch Ängste geprägt waren, haben wir 2022 wieder am öffentlichen Leben teilnehmen können. Wir haben uns wieder mit anderen Menschen getroffen. Wir haben unsere Freizeit wieder auf Konzerten und Festivals verbracht statt zuhause, konnten ohne Einschränkungen durch Geschäfte und über Märkte bummeln, sind zurückgekehrt in Freizeiteinrichtungen jeglicher Art, durften wieder Restaurants, Bars und Clubs besuchen. Aus dem Homeoffice sind wir zurückgekehrt in die Büros.
Ich bin froh, dass wir uns wieder ohne Einschränkungen bewegen können. Andererseits ist mir leider auch bewusst, dass dies nicht nur für die unbescholtenen Bürgerinnen und Bürger in Dortmund und Lünen gilt.
Auch Kriminelle nutzen wieder verstärkt die Gelegenheiten des öffentlichen Lebens für die Begehung von Straftaten. Denn: Mehr öffentliches Leben heißt auch: mehr Menschenmengen, mehr potenzielle „Opfer“. Außerdem heißt es: weniger Anwesenheit zuhause - und dadurch mehr Gelegenheiten für Wohnungseinbrüche.
Von Anfang an haben wir gesehen: Die Besonderheiten der Pandemie verzerren die Aussagekraft der jährlichen Kriminalstatistik. Aus diesem Grund richtet sich unser Augenmerk in diesem Jahr nun nicht nur auf den Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum, sondern auch auf den mit den Zahlen im Jahr 2019. Dem Jahr vor der Pandemie - als es noch keine Lockdowns und geschlossenen Geschäfte gab.
Was also sind die Ergebnisse? Für die Stadt Lünen steht da bei der Gesamtzahl der angezeigten Straftaten in 2022 die Zahl 5.282. Das sind 537 Taten mehr als 2021 - oder rund elf Prozent. Vergleichen mit 2019 (5.493 Taten) verändert sich das Bild jedoch: Denn dann steht hier ein Minus von rund drei Prozent. Wir können also sagen, dass wir ungefähr auf dem Niveau von 2019, sogar ein klein wenig darunter, liegen. Im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2013 sprechen wir gar von einem Rückgang von knapp über 30 Prozent. Für die Lünerinnen und Lüner starten wir also mit guten Nachrichten in das Jahr. Mehr als die Hälfte dieser Straftaten konnten wir auch im vergangenen Jahr wieder aufklären (rund 51,3 Prozent) und damit die Aufklärungsquote leicht steigern (2021: 50,5 Prozent, 2019: 50,83).
Wie sehen die Entwicklungen bei den Delikten aus, die die Menschen in dieser Stadt besonders bewegen? Da wäre zum Beispiel die Gewaltkriminalität. Hier sehen wir beim Vergleich zwischen 2021 und 2022 ein Plus von rund neun Prozent - was 19 Taten entspricht. 2022 zählte die Polizei in diesem Bereich 224 Taten. 2019 waren es mit 221 ungefähr genauso viele.
Bei der Straßenkriminalität haben wir mit 1.250 Taten im Vergleich zu 2021 einen leichten Anstieg von rund vier Prozent zu verzeichnen. Blicken wir aber auf 2019 steht da ein Minus von fast 13 Prozent. Schauen wir etwas weiter zurück fällt die Differenz sogar noch deutlicher aus: 2012 zum Beispiel hat die Polizei noch 2.235 Delikte gezählt - und damit fast doppelt so viele.
Ähnlich sieht der Vergleich zu 2019 bei den Straßenrauben aus: Hier sehen wir ein Minus von mehr als 20 Prozent. Im Vergleich zu 2021 waren es sechs Taten mehr. Sie hören es bereits: Sechs Taten. Wir sprechen hier also mit 15 Taten in 2022 von einer recht kleinen Zahl, die sich vor allem auch in den vergangenen Jahren stetig verringert hat: 2012 zeigte die Statistik noch eine Zahl von 42 Straßenrauben an.
Ein weiteres Delikt, das einen direkten Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Menschen in Lünen hat, ist der Wohnungseinbruch: Mit 74 Taten haben wir hier knapp neun Prozent Steigerung (plus sechs Taten) im Vergleich zu 2021, verglichen mit 2019 aber einen Rückgang um rund 27 Prozent. Eine Entwicklung, die mittlerweile zu einer längerfristigen geworden ist: Seit dem Höchststand von 423 Einbrüchen im Jahr 2014 geht es - erfreulicherweise - hier stetig bergab.
Wir befinden uns also bei all diesen die Bevölkerung stark verunsichernden Delikten entweder in etwa auf dem Niveau vor der Pandemie oder sogar darunter - eine gute Nachricht, wie ich finde! Trotzdem aber eine, die uns in unseren Bemühungen nicht nachlassen lässt. Unser Bestreben muss es sein und ist es, mit guter und engagierter Polizeiarbeit - und Hand in Hand mit den Menschen in Lünen - für noch mehr Sicherheit zu sorgen.
Und wo wir gerade bei dem Thema Engagement sind, möchte ich zum Abschluss noch eine Zahl hervorheben, bei der für mich ein Plus neben der schlechten Nachricht auch eine gute ist. Ich spreche vom Bereich der Kinderpornographie. Knapp elf Prozent Steigerung im Vergleich zu 2021 stehen in diesem Bereich in der Statistik (von 47 auf 52), im Vergleich zu 2019 (23) sogar mehr als eine Verdoppelung.
So fassungslos mich diese Zahlen machen, so froh bin ich, dass es uns durch eine intensive Ermittlungsarbeit in diesem Deliktsfeld gelingt, immer mehr Taten - und auch Netzwerke hinter diesen Taten - aufzuklären. Denn sie betreffen diejenigen, die sich oft nicht selbst schützen können: unsere Kinder. Seit September 2019 greift in meiner Behörde das neu entwickelte Maßnahmenkonzept im Kampf gegen Kinderpornographie. Die personelle Verstärkung und Schwerpunktsetzung bedeutet: mehr Durchsuchungen, mehr Funde von Datenträgern, mehr Daten und somit auch mehr Ermittlungsansätze und mehr Strafverfahren. Das bestätigt uns die heute veröffentlichte Statistik.
Auf den folgenden Seiten haben Sie nun die Gelegenheit, sich all diese Zahlen und Entwicklungen noch einmal detailliert anzusehen. Mittlerweile sind die pandemiebedingten Beschränkungen, die unsere Betrachtung zu einer besonderen gemacht haben, vollständig aufgehoben. Auch Polizeiarbeit - vor allem nah an den Menschen - ist wieder uneingeschränkt möglich. Motiviert geht es für uns also daran, an guten Nachrichten für die nächste Ausgabe dieser Polizeilichen Kriminalstatistik zu arbeiten.
Ihr
Polizeipräsident Gregor Lange