Kriminalitätsbericht 2016

Bild Kriminalstatistik 2016
Kriminalitätsbericht 2016
Informationen über die Kriminalitätsentwicklung im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen im Jahr 2016.

„Die Aufklärungsquote der erfassten Straftaten ist im Jahr 2016 auf dem höchsten Wert seit 1983. Die Zahl der Straftaten liegt mit einem Wert von knapp über 54.000 auf dem tiefsten Stand seit 15 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, im Präsidialbereich Opfer einer Straftat zu werden, liegt etwa 10 Prozent unter dem Landesschnitt“, betonte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen bei der Veröffentlichung der Kriminalitätsentwicklung für das Jahr 2016.

 „Neben der engagierten Arbeit meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bin ich dankbar für die zunehmende Unterstützung der Bevölkerung. Im Jahr 2016 gingen bei der Polizeileitstelle über 15.700 Hinweise zu verdächtigen Feststellungen ein. Das sind durchschnittlich 43 pro Tag! Nicht zuletzt durch diese Hinweise konnten in 53 Fällen Wohnungseinbrecher auf frischer Tat festgenommen werden“, so die Polizeipräsidentin weiter.

Mit einer Quote von weit über 51 Prozent sind mehr als die Hälfte aller Delikte aufgeklärt worden. Auch bei diesem Wert ist der Landesdurchschnitt (50,7 Prozent) übertroffen worden.

Insgesamt wurden 20.328 Tatverdächtige ermittelt. 1.715 davon waren Zuwanderer. Im Zuge der Flüchtlingsbewegung wurden auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen Menschen aufgenommen. Trotz der Aufnahme vieler Zuwanderer auch bei uns, ist die Kriminalität deutlich, um ca. 5,5 % und damit über den gesunkenen Landestrend hinaus, zurückgegangen. Die am häufigsten von Zuwanderern verübten Delikte waren Schwarzfahren und Ladendiebstahl. 

Tötungsdelikte

Deutlicher Rückgang der Tötungsdelikte - 9 Taten weniger als 2015

- alle Taten wurden geklärt 

Im Jahr 2016 starben drei Menschen durch Gewalttaten, im Vorjahr waren es noch zwölf. Insgesamt wurden 16 Tötungsdelikte erfasst, wobei es in 13 Fällen glücklicherweise beim Versuch blieb. 2016 konnten alle Taten geklärt werden.

Unterteilt sind die Fälle in vier Mordtaten, zehn Delikte des Totschlags sowie zwei Fälle des Schwangerschaftsabbruches.

Bei den Tötungsdelikten handelt es sich in den allermeisten Fällen um Beziehungstaten. Opfer der Tötungsdelikte waren elf erwachsene Männer, sechs erwachsene Frauen sowie ein Jugendlicher.

Einbruchskriminalität

Einbruchskriminalität geht zurück - Aufklärungsquote leicht gesunken, aber deutlich über dem Schnitt des Landes NRW 

Der sehr weit gefächerte Phänomenbereich der Einbruchskriminalität gliedert sich im weitesten Sinn in Wohnungseinbrüche und Geschäftseinbrüche. Darin enthalten sind aber auch Einbrüche in Boden- und Kellerräume. 

4.592 Delikte der Einbruchskriminalität sind im Jahr 2016 erfasst worden. Das sind 369 Fälle weniger als im Jahr 2015 mit 5.961 Taten. Einen großen Anteil haben dabei die rückläufigen Fallzahlen im Bereich der Einbrüche in Boden- und Kellerräume.

Die Aufklärungsquote dieses sehr schwer aufklärbaren Deliktsbereiches liegt mit 16,25% deutlich über dem Schnitt des Landes NRW.

Wohnungseinbruch

Wohnungseinbrüche auf Vorjahresniveau, Aufklärungsquote über Landesschnitt - Einbrecher scheitern immer häufiger, fast jede zweite Tat ein Versuch

Die Fallzahlen beim Wohnungseinbruchdiebstahl sind im Jahr 2016 nahezu gleich geblieben. 29 Delikte mehr als 2015 bedeuten 2.732 Delikte insgesamt.

Die hohe Anzahl der Hinweise auf verdächtige Beobachtungen und eine große Bereitschaft der Bevölkerung, seine eigenen vier Wände zu schützen, unterstützen die Arbeit der Polizei maßgeblich. 

Der Leitende Kriminaldirektor Holger Haufmann dazu:

„Ein Beispiel zeigt, wie wichtig Hinweise der Bevölkerung sind. Eine Zeugin merkte sich das Kennzeichen eines verdächtigen Autos und brachte die Ermittler damit auf die Spur einer rumänischen Einbrecherbande. Den Tatverdächtigen konnten die Ermittler der EK Phönix insgesamt 46 Einbrüche im Kreis Recklinghausen und anderen Städten in NRW nachweisen. Ein wertvoller Hinweis der Zeugin!“ 

Die Anzahl der Taten, bei denen die Täter nicht erfolgreich waren und den Wohnungseinbruch nach einem Versuch abbrechen mussten, ist auf dem höchsten Wert der letzten zehn Jahre. Deren Anteil betrug 2016 fast 47 %. Der Höchstwert aus dem Jahr 2015 wurde damit noch übertroffen. Der Versuchsanteil liegt im hiesigen Zuständigkeitsbereich über dem Schnitt des Landes NRW.

Die lediglich versuchten Wohnungseinbrüche sind in der Gesamtzahl der Einbrüche enthalten. Insofern sind für 2016 weniger vollendete Wohnungseinbrüche zu verzeichnen.

Neben aufmerksamen Anwohnern liegt dies auch an der großen Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, ihre Wohnungen besser gegen Einbrecher zu schützen. Im Jahr 2016 wurden über 620 Interessierte von Fachleuten der Polizei zum Thema Einbruchschutz beraten. Im Jahr zuvor waren es noch weniger als 500 Beratungen. 

Der Wohnungseinbruch wird sehr stark durch überörtlich agierende Einbrecherbanden bestimmt, deren Taten sehr schwierig aufzuklären sind.

Die Aufklärungsleistung des PP Recklinghausen in diesem Bereich stellt mit ca. 16,5% jedoch den vierthöchsten Wert der letzten zehn Jahre dar und liegt erneut über dem Landesschnitt.

Das Polizeipräsidium Recklinghausen erhöhte u. a. durch zahlreiche Aktionstage in den Kommunen den Kontrolldruck insbesondere auf reisende Täter. Durch den Einsatz der Reiterstaffel wurde zudem die Präsenz an neuralgischen Punkten punktuell erhöht. 

Sexualdelikte

Anzahl der Sexualdelikte steigt erstmalig seit 2011 wieder an - Aufklärungsquote gesunken, aber ca. 3⁄4 der Sexualtaten geklärt - Rückgang der überfallartigen Vergewaltigungen 

Die Zahl der bekannt gewordenen Sexualdelikte im Jahr 2016 ist der viertniedrigste Wert der letzten 10 Jahre. Die Fallzahlen steigen von 437 Taten aus dem Jahr 2015 auf 533 Taten im Jahr 2016 an. Die hohe Aufklärungsquote des Vorjahres konnte nicht ganz erreicht werden und ist mit dem Wert von 75,23 % leicht gesunken.

Bei den Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen im Jahr 2016, oftmals Delikte, bei denen sich Täter und Opfer kennen, ist ein Anstieg von 78 Taten im Jahr 2015 auf nun 93 Taten zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich befindet sich trotz leichtem Rückgang auf hohem Niveau. 

Rohheitsdelikte

Die Rohheitsdelikte, zu denen z. B. Raubstraftaten und Körperverletzungsdelikte gehören, sind in 2016 um 791 Taten angestiegen. 8.213 Delikte wurden erfasst; hiervon wurden gut 87% aufgeklärt. Somit konnte die hohe Aufklärungsquote des Vorjahres gehalten werden.

Die sonstigen Rohheitsdelikte umfassen unter anderem auch Nötigungen und das Nachstellen oder neudeutsch „Stalking“. Hier sind insgesamt 2.429 Taten (+ 64) erfasst, 1.475 davon sind Bedrohungen, 593 Nötigungen. Stalkingdelikte wurden in 278 Fällen erfasst. Die Aufklärungsquote ist in diesem Deliktsbereich naturgemäß hoch (bei 90%). Oft kennen sich Täter und Opfer. 

Raub

Raubdelikte leicht gestiegen - Aufklärungsquote verbessert - mehr als jede zweite Tat geklärt - Rückgang bei schwerem Straßenraub und Handtaschenraub 

511 Raubdelikte wurden erfasst, wovon mehr als 51% aufgeklärt wurden. 243 davon waren Delikte des Straßenraubes, das entspricht einem Anteil von ca. 45% an den Raubtaten. Die Aufklärungsquote konnte leicht gesteigert werden. Beim schweren Straßenraub ergab sich ein Rückgang um 14 Taten auf nun 19 Delikte, wobei die Aufklärungsquote um 14 Prozentpunkte auf 42,11% verbessert wurde. 

Zu Raubüberfällen auf Geschäfte kam es in 56 Fällen. Das sind in diesem Fall sieben Taten mehr als im Vorjahr. Die Raubtaten wurden zu 58,93% aufgeklärt. Dies entspricht einem Anstieg von 14 Prozentpunkten.

Zum Raub von Handtaschen kam es 2016 nur noch in sechs Fällen. 2015 waren es noch 14 Taten. Der aktuelle Wert für das PP Recklinghausen ist der niedrigste der letzten zehn Jahre.

Straßenkriminalität

Erneut deutliche Reduzierung der Straßenkriminalität - mehr als 1.000 Taten weniger - Tiefster Stand der letzten zehn Jahre - Aufklärungsquote gestiegen 

Hierunter sind die Delikte zusammengefasst, die typischerweise im öffentlichen Raum begangen werden, wie Straßenraub, Sachbeschädigungen, Fahrraddiebstähle, Taschendiebstahl, Körperverletzungen, aber auch Sexualdelikte im öffentlichen Raum.

13.844 Delikte sind hier im Jahr 2016 erfasst worden. Im Jahre 2015 waren es noch 15.066 Taten; ein Rückgang also um 1.222 Taten. Im Zeitraum von zehn Jahren kann bei der Straßenkriminalität eine Senkung von über 5.800 Fällen (- 29%) verzeichnet werden. Hier greift die Strategie des PP Recklinghausen, an besonders kriminogenen Orten auch besonders präsent zu sein. Die Aufklärungsquote ist höher als im Vorjahr und liegt auch über dem Schnitt der letzten 10 Jahre.

 

Beim Fahrraddiebstahl, der einen großen Teil der Diebstahlsdelikte ausmacht, ist erneut eine positive Entwicklung erkennbar. Der rückläufige Trend der Vorjahre ist weiterhin feststellbar. Die Anzahl der Straftaten sank nochmals um 370 Fälle, was den niedrigsten Stand seit 10 Jahren mit erstmals unter 3.000 Delikten bedeutet. Im Jahr 2016 wurden 2.907 Fälle registriert. Davon konnten 166 Taten geklärt werden. Die Aufklärungsquote sank dabei im Vergleich zum Vorjahr um etwa 2 Prozentpunkte.

Gewaltkriminalität

Gewaltkriminalität erhöht - Aufklärungsquote mit 75 % auf hohem Niveau 

Bei der Gewaltkriminalität ist eine Steigerung von 176 Fällen zu verzeichnen. Den größten Anteil an diesem Deliktsschlüssel haben die Delikte der gefährlichen Körperverletzung (1.293 Delikte). Mehr als drei Viertel der Gewaltkriminalität konnte 2016 aufgeklärt werden, was zugleich die dritthöchste Aufklärungsquote der letzten zehn Jahre bedeutet.

Widerstand gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte

Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten gestiegen

 Auch die Gewalt und Widerstände gegen einschreitende Polizistinnen und Polizisten sind auf 253 Fälle gestiegen. 2015 waren es noch 192 Taten. Die Gefahr, Opfer von Widerstandshandlungen zu werden, hat sich noch einmal deutlich erhöht.

„Sorgen bereitet aber nicht nur die absolute Anzahl der Delikte, sondern auch die sinkende Hemmschwelle zur Anwendung massiver Gewalt“, so Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.

„Leider ist Respektlosigkeit immer noch eine alltägliche Erfahrung für meine Polizistinnen und Polizisten. In den Einsätzen oder bei Kontrollen beleidigt, beschimpft und angegriffen zu werden, ist nicht immer einfach zu ertragen. Dass meine Beamtinnen und Beamten trotz dieser Anfeindungen und Angriffe ruhig bleiben und den Menschen im Vest grundsätzlich freundlich gegenüber treten, ist ein Zeichen hoher Professionalität“, stellt die Polizeipräsidentin fest.

Diebstahl an/aus Kfz

Bei den Eigentumsdelikten rund um das Kfz ist im Jahr 2016 wieder ein Rückgang festzustellen. 956 Delikte weniger als 2015 ergeben einen Gesamtstand von 3.713 Taten. Das ist der niedrigste Stand der letzten 12 Jahre. Gegenüber 2005 (8.471 Taten) gingen diese Delikte um 4.758 Fälle zurück. Die Aufklärungsquote konnte gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden und hat den zweithöchsten Wert der letzten zwölf Jahre erreicht. Bei den Kfz-Aufbrüchen ist festzustellen, dass immer häufiger in hochwertige Pkw eingebrochen wird, um die elektronischen Bedienelemente und Airbags komplett auszubauen. Diese Taten sind hochprofessionellen Banden zuzuordnen, die überörtlich aktiv sind. Die Besonderheit der Tatbegehung - in der Regel handelt es sich um Täter, die im Schutze der Dunkelheit agieren - macht die Aufklärungsarbeit sehr schwierig. Gerade weil die Aufklärung dieser Delikte, die im Übrigen auch sehr von der Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger und ihrer Bereitschaft, bei verdächtigen Beobachtungen die Polizei zu verständigen abhängt, kommt der polizeilichen Präventionsarbeit zur Verhinderung solcher Taten große Bedeutung zu.

Dabei steht die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger zur Minimierung von Tatgelegenheiten im Mittelpunkt. Neben der Sicherung des Kfz sollten den Tätern auch keine attraktiven Gegenstände, wie Smartphones oder mobile Navigationsgeräte im Fahrzeug „angeboten“ werden. 

Ausblick für 2017:

„Wir werden im Jahr 2017 weiter daran arbeiten, die Kriminalität mit offenen, aber auch mit verdeckten Maßnahmen zu bekämpfen. Dabei können wir unsere Ermittlungsergebnisse und -methoden nicht immer direkt transparent machen. Die Erpressung eines Discounters ist ein gutes Beispiel. Sie hat über Wochen die Ermittler beschäftigt. Dann erfolgte die Festnahme der Tatverdächtigen, einem Pärchen aus Gelsenkirchen. Vor wenigen Tagen sind sie zu Freiheitsstrafen von jeweils 10 Jahren verurteilt worden.“, erklärt Holger Haufmann.

Friederike Zurhausen fügt hinzu: „Wir werden an bewährten Konzepten, wie zum Beispiel den Aktionstagen gegen Wohnungseinbrüche, festhalten, sie anpassen und optimieren. Durch die ständige Auswertung der Kriminalitätslage sind wir in der Lage, schnell auf Brennpunkte zu reagieren, um die Sicherheit der Menschen in unserem Zuständigkeitsbereich in höchst möglichem Maße zu gewährleisten.“ 

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110