Verkehrsunfallentwicklung erstes Halbjahr 2011: Fast jeder fünfte Verkehrstote war ein Motorradfahrer, insgesamt mehr Unfälle, mehr Tote und Verletzte.
Innenminister Ralf Jäger geht mit gutem Beispiel voran: Er trainierte Ende Juli auf dem ADAC-Übungsgelände in Grevenbroich für den sicheren Umgang mit einem schnellen Motorrad. „Leistungsstarke Motorräder stellen hohe Anforderungen an ihre Fahrer. Deshalb hilft es allen, an einem Fahr- und Sicherheitstraining teilzunehmen“, betonte Jäger. „Insbesondere Neu- und Wiedereinsteiger zwischen 40 und 55 überschätzen ihre Fähigkeiten im Umgang mit einem leistungsstarken Krad.“
Im ersten Halbjahr 2011 starben 51 Biker, 17 mehr als im Vorjahreszeitraum. 2.088 Motorradfahrer wurden verletzt, das sind 262 mehr. „Kurvenreiche Straßen, trockenes Wetter und eine schnelle Maschine verführen Biker zu riskanten Fahrmanövern“, stellte Jäger fest. Im Juli haben weitere 18 Motorradfahrer ihr Leben im Straßenverkehr verloren. „Damit haben wir bereits heute mehr tote Motorradfahrer als im gesamten Vorjahr“, sagte der Minister.
Jäger nannte als typisches Beispiel einen Unfall aus dem Kreis Gütersloh, wo letzten Monat ein 47-jähriger Kradfahrer in einer langgezogenen Kurve wegen zu hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte und sich bei dem anschließenden Sturz tödlich verletzte.
Die Polizei in NRW handelt konsequent: „Wir klären mit Videos und Flyern auf und setzen gleichermaßen auf Verkehrskontrollen“, betonte Jäger. Mit insgesamt 25 Video-Krädern werden gefährliches Rasen und unverantwortliches Überholen besonders in Kurven aufgezeichnet. Anschließend stellen die Polizisten die Motorradrowdys und zeigen ihnen ihr Fehlverhalten auf dem Videomonitor. „Die direkte Konfrontation mit dem Beweismaterial und den möglichen Folgen hat oftmals eine erzieherische Wirkung auf den Verkehrssünder“, stellte der Innenminister fest.
Die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt ist mit 276.997 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,6 Prozent (1.740) gesunken. Dabei starben jedoch 294 Menschen, 17,6 Prozent (44) mehr als im gleichen Zeitraum 2010. 6.497 Verkehrsteilnehmer, plus 14,5 Prozent (823), wurden schwer und mit 29.821 plus 9,5 Prozent (2.575) leicht verletzt.
Das Konzept heißt „Crash Kurs NRW“, und es richtet sich speziell an Jugendliche der 10. und 11. Jahrgangsstufe sowie an Berufsschülerinnen und Berufsschüler.
Hintergrund
In Nordrhein-Westfalen ereignen sich pro Jahr 550.000 Verkehrsunfälle. Über 600 Menschen werden dabei pro Jahr getötet. Der Anteil von jugendlichen Verkehrsteilnehmern bei den Verursachern von schweren Unfällen ist überproportional hoch. Das ist alarmierend und inakzeptabel. Überhöhte Geschwindigkeit, das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes, der Konsum von Alkohol und Drogen: Das sind in über 50 Prozent aller Fälle die Ursachen, warum Menschen im Straßenverkehr zu Tode kommen oder schwer verletzt werden. Die Polizei geht gemeinsam mit ihren Partnern beim „Crash Kurs NRW“ neue Wege. Die Anregungen stammen aus England, wo man mit einem vergleichbaren Programm bereits seit Jahren gute Erfahrung gemacht hat. Auf der Suche nach einer wirkungsvollen Möglichkeit, junge Menschen tatsächlich anzusprechen und dauerhafte, positive Verhaltensänderungen zu bewirken, wurde „Crash Course“ vor einigen Jahren in Staffordshire (Großbritannien) entwickelt.
Crash Kurs NRW
Das Präventionsprogramm „Crash Kurs NRW“ zeigt mit emotionalen Berichten von Betroffenen und eindringlichen Bildern auf, dass Verkehrsunfälle ihre Ursachen haben. Es wird vermittelt, dass Verkehrsunfälle in den meisten Fällen nicht einfach passieren, sondern verursacht werden, weil von den Verkehrsteilnehmern Regeln missachtet wurden. Damit sind sie vermeidbar.
Die Berichte der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, der Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter, wie Sie ortsbezogene Unfälle erlebt haben, sich bei der Erstversorgung oder dem Überbringen einer Todesnachricht gefühlt haben, können starke Emotionen auslösen. Dass über diese Dinge gesprochen wird, ist Teil einer schwierigen Güterabwägung. Auf der einen Seite geht es darum, Menschenleben durch ein wirksames Präventionskonzept zu retten, auf der andern Seite ist die Vorführung belastend.
Gute Vor- und Nachbereitung
Daher ist es wichtig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor einer Veranstaltung darüber informiert werden, dass über Unfalltod und Unfallfolgen gesprochen wird. Wer einen Unfall in der Familie oder im Freundeskreis erlebt hat, gehört nicht zur Zielgruppe. Die Teilnahme ist generell freiwillig. Während der Veranstaltung muss Personal zur Betreuung bereitstehen, falls einzelne Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Raum verlassen. Direkt im Anschluss an Crash Kurs NRW sollte ausreichend Zeit für Gespräche eingeplant werden, um das Gehörte zu verarbeiten. Die Veranstaltung Crash Kurs NRW soll dabei emotional „die Tür öffnen“, um anschließend in der Schule nachbereitet zu werden. Hierzu stehen auf dem Mandantenserver der Universität zu Köln Unterrichtsmaterialien zur Verfügung wie z.B. ein Rollenspiel. Die Materialien können Lehrerinnen und Lehrer nutzen, um gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern aktiv Handlungsalternativen zu erarbeiten. Die Handhabung der Materialien wird in Kurzvideos erläutert. Auch das Modulhandbuch, das die Rollen näher beschreibt ist hier zu finden.
Wirkung
Das Projekt wird durch die Universität zu Köln und die Universität Zürich wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
So kommt Crash Kurs NRW auch an Ihre Schule:
Informieren Sie sich über das Präventionsprojekt und finden Sie Nachbereitungsmaterial unter:
http://www.crashkurs-nrw.uni-koeln.de/
Schauen Sie sich an, was Crash Kurs NRW ist:
http://www.feuerwehrverband-rbk.de/Filme/index.htm
Nehmen Sie Kontakt auf: E-Mail: crashkurs [at] polizei.nrw.de (crashkurs[at]polizei[dot]nrw[dot]de)
Gerne nennen wir Ihnen einen kompetenten Ansprechpartner direkt in Ihrer Nähe.
Jeder dritte Verkehrstote auf nordrhein-westfälischen Straßen ist Opfer von zu hoher Geschwindigkeit. Mit der Kampagne 2010 "Komm gut an! Sieger rasen nicht!" hat die Polizei das Augenmerk auf diese Hauptunfallursache gelenkt. Prominente Botschafterin war Fecht-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Britta Heidemann.
"Treffer gesetzt - Sieg errungen", so hat Britta Heidemann in ihrer sportlichen Karriere Medaillen und Meisterschaften gewonnen. 2010 hat sie während des ganzen Jahres mit verschiedenen Aktionen und an verschiedenen Orte dafür geworben, dass es für Fahrerinnen und Fahrer heißt: "Vorausschauend, mit kühlen Kopf und besonnen gefahren - Sicher das Ziel erreicht". Vier Schwerpunkte des Themas standen dabei im Vordergrund:
- Junge Fahrerinnen und Fahrer (18 - 24 Jahre), von 109 getöteten jungen Fahrern in 2009 67 (61%) wegen der Ursache Geschwindigkeit
- Motorradfahrerinnen und -fahrer, von 90 getöteten Motorradfahrern in 2009 40 (44%) wegen der Ursache Geschwindigkeit
- Landstraßen: Auf Landstraßen gibt es die meisten tödlichen Verkehrsunfälle (knapp 60%)
- Innenstadt (Schulen, Kindergärten, Tempo-30-Zonen)
Mit der Kampagne 2010 setzte die Polizei weiter konsequent darauf, die Hauptursachen für tödliche Verkehrsunfälle durch Aufklärung und Verfolgung gezielt anzugehen.
Ein schmales Band mit einer nachhaltigen Wirkung: Der Gurt ist bei Verkehrsunfällen Lebensretter Nummer 1. Die Polizei startet 2009 in Nordrhein-Westfalen eine landesweite Kampagne mit dem Titel „Er hält alles - Der Profi fährt mit Gurt“, für die Manuel Neuer, der zu dieser Zeit Torwart der U21-Nationalmannschaft und des FC Schalke 04 war, als prominenter Pate gewonnen wurde.
„Ich finde es wichtig, sich anzuschnallen. Beim Spiel verlässt sich die Mannschaft auf ihren Torwart. Beim Autofahren verlasse ich mich auf den Gurt,“ sagte der 22-jährige Fußballer, der sich spontan dazu bereit erklärt hatte, die Kampagne der Polizei zu unterstützen.
Ziel ist, dass sich alle anschnallen! Die Polizei setzt dabei auch auf den Einsatz von so genannten Schockvideos und auf konsequente Kontrollen gegen das Fahren ohne Gurt.
Mit dem Verkehrssicherheitstag in Münster wurde der dritte Teil der landesweiten Anti-Raser-Kampagne „Komm gut an! Sieger rasen nicht!“ gestartet. In den nächsten Monaten überwacht die Polizei verstärkt die Geschwindigkeit innerhalb von Ortschaften. Dabei klärt sie Verkehrssünder, beispielsweise mit Schockvideos, über die Gefahren für sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer auf.
Die Kampagne wird von der deutschen Degen-Olympiasiegerin Britta Heidemann unterstützt. Sie weiß: „Mit Raserei hat niemand eine Chance. Damit gefährdet man sich und andere. Nur mit Besonnenheit schafft man es zum Sieg und ans Ziel.“ Die Kampagne soll dazu beitragen, die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle und die schweren Folgen zu verringern.
Im ersten Halbjahr 2010 kamen landesweit innerorts bereits 29 Menschen wegen zu schnellem Fahren ums Leben. Damit war mehr als jeder vierte Verkehrstote (27%) in den Städten Opfer von zu hoher Geschwindigkeit. Rasen bedeutet zu schnell an Kindergärten Schulen und Altenheimen zu fahren. Zu schnell ist, wer nicht mehr rechtzeitig bremsen kann, wenn plötzlich ein Kind auf die Straße läuft. Denn dort, wo man mit 30 km/h bereits zum Stehen kommt, fängt man mit 50 km/h erst an zu bremsen. Ursache für mehr als 35 Prozent aller Verkehrstoten in NRW ist zu hohe Geschwindigkeit. Im Jahr 2009 starben deswegen 229 Menschen, in den ersten sechs Monaten 2010 waren es 107.
Besonders gefährdet sind die sogenannten schwachen Verkehrsteilnehmer. Deshalb darf an Kindergärten, Schulen und Altenheimen nicht gerast werden, so der Appell an alle Auto- und Motorradfahrer. Die Wahrscheinlichkeit für einen Fußgänger, den Zusammenstoß mit einem 50 km/h schnell fahrenden Auto zu überleben, liegt bei 20 Prozent.