Einsatzfahrt
Berufsalltag: Wachdienst
Ich bin Beamter - steht in meinem Dienstausweis. Polizeibeamter. Action und Tragik, Großstadtrevier, zwischendurch ein Knöllchen. Mobiler Arbeitsplatz mit Blaulicht?
Was machst Du so?

 „Was machst’n Du so?“
„Bin Polizist. In Wuppertal.“
„Ach sooo... Verkehrspolizei... Ihr habt mich letzte Woche geblitzt.“

Letzte Woche? Da war doch was... Sonntagmorgen war’s.

Nachtdienst

Nachtdienst fast zu Ende. Wir fahren durch die Finsternis, strömender Regen. Plötzlich steht eine Gestalt vor uns auf der Straße und gestikuliert. Vollbremsung. „Der Baum da! Der fällt auf mein Auto und mein Handy ist leer!“, schreit der Mann. Blaulicht an, raus aus dem Wagen. Wirklich: ein fürchterlich großer Baum hängt im Dunkeln quer über der Straße, da ist ein seltsames Knarren. Wenn er fällt, liegt er zur Hälfte in einem Wohnhaus - und auf dem geparkten Auto.

Gefahrenstelle beseitigt

Entscheidung in Sekunden, ein paar Minuten später steht die Sache: Vollsperrung, Haus geräumt. Die Bewohner sitzen im Schlafanzug in einem Gelenkbus, Feuerwehrleute turnen mit Kettensägen durch die mächtige Baumkrone. Irgendwann ist alles vorbei. Entwarnung – der Baum hat verloren. „Danke“, sagt es von der Seite, „habe den erst seit einer Woche“. Ach so – sein Auto haben wir gerettet. „Kein Thema, aber jetzt das Handy aufladen.“, sagt meine Kollegin und schlappt mit ihren vollgelaufenen Schuhen zum Streifenwagen. „Gefahrenstelle beseitigt, 1 Bericht“, sagt sie müde in das Funkgerät.

Spielverderber

Vorher waren wir Partylöwen in dieser Nacht, Spielverderber und einmal sogar „doch ganz cool“. Viele Feten steigen an so einem Samstag. Man selbst war ganz privat auch schon bei „so was“. An jedem vierten Samstag hat man „so richtig“ frei. Wir halten vor den Häusern, Nachbarn haben angerufen. „Ja sind wir im Wald hier?“, schallt es durch die Straße, „Wo bleibt unser Altbier?“. Im dritten Stock sind Fenster auf, man feiert, wir sind nicht eingeladen. Wir schellen trotzdem. „Etwas leiser, Fenster bitte zu und weiter geht’s“, sagen wir möglichst nett und laut, weil der Altbier-Song uns übertönt. Plötzlich sind alle an der Tür und sagen uns, dass wir „schrecklich langweilig“ sind. Das schlaflose Baby in der Nachbarwohnung? Soll sich nicht so anstellen. Einige Male waren wir danach noch die Langweiler, dann wieder sollten wir „auch erstmal ein Bier trinken und nicht so stur sein“.

Cooler Frauentyp?

Stur? Ach ja, wirklich stur waren wir ganz zu Dienstbeginn: Sturz betrunken hatte „Er“ seine enttäuschte Liebe in die Fäuste umgeleitet und das ehemals gemeinsame Wohnzimmer zu Brennholz verarbeitet. „Sie“ war auf der Flucht und hatte uns gerufen – „aber die kauf’ ich mir jetzt!“, so sein Plan. Wir haben ihn davon abgehalten. Er findet uns aber „doch ganz cool“, weil meine Kollegin ihn „Frauentyp“ genannt hat.

8 Stunden Action?

Ganz schön abwechslungsreich – aber Abwechslung muss auch zu Papier gebracht werden. Das habe ich schnell gelernt. Acht Stunden Action? Nein. Dazwischen, nebenbei und danach muss der Computer ran. Erlebnisse verwandeln sich in Amtsdeutsch. Nachts wollen die Augen das manchmal eigentlich nicht, aber mit der Zeit kennt man auch im Dunkeln seinen besonderen Biorhythmus. Außerdem bekommt der PC auch im Früh- und Spätdienst meine Storys. Berichte, Anzeigen, Vermerke. Der Wechseldienst hält auf Dauer, was er verspricht: Mit den Tageszeiten wechseln die Aufgaben ganz von selbst.

"Alex bitte kommen"

Tagsüber kommen zuerst die Autos. Morgens um sechs geht’s richtig los. Jeder will zur Arbeit, am liebsten schnell. Was? Ampel rot ? War noch gelb - geknallt hat’s trotzdem. Stau. Hunderte nervt das. Streifenwagen mitten auf der Kreuzung, Polizist malt albern auf der Fahrbahn herum. Kein Durchkommen. Was soll das?
Ich weiß, dass mein Gekritzel auf dem Asphalt mit Schicksalen zu tun hat. Zahlen und Maße, die später sagen können, was wie war. Und warum. „Der Knall ist am fiesesten!“, sagt die Fahrerin zu mir. Ich habe ihn nicht gehört – aber gesehen habe ich fiesere Sachen. Ich muss rekonstruieren, fotografieren – und sachlich formulieren.

Unfallaufnahme beendet. Wieder ruft uns die Leitstelle über Funk „Alex bitte kommen“. „Hier Alex. Was liegt an?!“.

Eine Handtasche geraubt? Vielleicht auch ein totes Reh auf der Landstraße? Ein handfester Streit am Kiosk? Nein. Anfahrt mit „Martinshorn“ durch den Stau. Ein erwischter Ladendieb vertrimmt die Verkäuferinnen.

Mobiler Arbeitsplatz mit Blaulicht?

Ich bin Beamter - steht in meinem Dienstausweis. Polizeibeamter. Action und Tragik, Großstadtrevier, zwischendurch ein Knöllchen. Mobiler Arbeitsplatz mit Blaulicht? Viel zu einfach. Der Arbeitsplatz ist immer irgendwo in dieser Stadt – aber nie weiß ich, was als nächstes kommt.

(Text Frank Grunewald, Polizei Wuppertal)

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